Sonntag, 28. Februar 2010

Vorfreude

Ich habe es schon kurz nach der Trading-Deadline geschrieben, aber nach eingehendem Studium der 110:133-Niederlage gegen die Utah Jazz ist es mir einen ausführlicheren Post wert: Die Vorfreude bei mir auf die Houston Rockets 2010/2011 ist enorm. Das mag zwar angesichts der deutlichen Niederlage ungewöhnlich erscheinen, lässt sich aber relativ einfach begründen. Zunächst einmal sei zum Spiel selber gesagt, dass neben Yao auch Trevor Ariza, Kyle Lowry und Shane Battier fehlten, was gleichbedeutend mit dem Ausfall der drei wichtigsten Perimeterverteidiger des Teams war. Kein Wunder also, dass Deron Williams dominierte und auch die übrigen Guards der Jazz (Miles, Matthews, Price) sich immer wieder über freie Würfe freuen konnten. Umso größer das Lob an Houston, das bis zum Ende des dritten Viertels mithalten konnte und erst mit einem 9:0 Lauf der Jazz zu Beginn des letzten Spielabschnitts den Anschluss verlor.

Was mich aber viel eher beschäftigte, war die Vorstellung, wie dieses Team bald aussehen könnte. Mit Yao als Anker in der Zone werden a) nicht mehr so viele Guards direkt zum Korb ziehen, sondern eher den Floater oder Off-Balance Wurf nehmen, die nicht ansatzweise so hochpronzentig fallen wie Korbleger, und b) hat Houston offensiv einen echten Angriffspunkt im Lowpost. Nichts ist augenscheinlicher als das Fehlen einer tiefen Anspielstation, da sich Luis Scola lieber im Highpost bewegt. Das Angriffsspiel der Rockets wird mit Yao wesentlich variabler und der Chinese schafft mehr Räume für die Distanzspezialisten, von denen Houston immer mindestens zwei auf dem Court hat.

Viel deutet darauf hin, dass der Backcourt mit Aaron Brooks und Kevin Martin defensiv sehr anfällig sein dürfte. Allerdings kann das durch drei starke Verteidiger halbwegs aufgefangen werden, zumal Yao alleine, wie schon vorher erwähnt, eine wesentlich bessere Verteidigung gegen Guards bedeutet. Aber auch Trevor Ariza, Luis Scola oder Jared Jeffries können ihren Teil dazu beitragen, dass die Defensivschwäche von Brooks und Martin nicht so sehr ins Gewicht fällt. Bedenkt man dann noch, dass die beiden eigentlich die einzigen schwächeren Verteidiger im aktuellen Roster sind (Chase Budinger hat hier wahnsinnige Fortschritte gemacht), glaube ich umso mehr daran, dass das Konzept aufgehen kann.

Schlussendlich sei noch die Vielzahl taktischer Varianten erwähnt, die Rick Adelman mit einem gesunden Kader zur Verfügung stehen: Er kann mit Lowry, Ariza, Battier, Scola und Yao eine langsame, stark verteidigende und auf Halbfeld-Basketball ausgerichtete Formation wählen, aber auch mit Brooks, Martin, Ariza, Scola und Hayes offensiven Smallball spielen lassen. Alleine die designierte Starting Five - Brooks, Martin, Ariza, Scola, Yao - verspricht Punkte satt, aber man kann sich auch den Luxus gönnen, Martin von der Bank zu bringen und stattdessen Battier starten zu lassen. Mit Lowry und Budinger hat man zwei Spieler, die das Team von der Bank aus tragen und den Startern wertvolle Pausen geben können. Dazu noch Rollenspieler wie Jeffries und Hayes, die zwar keinen großen Namen haben, aber zumindest defensiv zu den besseren Spielern der Liga gehören und Yao durchaus 15 Minuten Verschnaufpause pro Spiel geben können. Was sich ebenfalls als extrem wertvoll erweisen kann: Die Freiwürfe sollten so gut fallen wie bei sonst keinem anderen Team in der NBA. Mit Martin und Brooks, die beide äußerst engagiert den Weg zum Korb suchen, dürfte man den Gegner noch schneller an die Teamfoul-Grenze bringen und den Vorteil somit äußerst effektiv und früh nutzen können (Daryl Morey erwähnte diesen Aspekt in einem Interview zum Martin-Trade). Das kann sich gerade in engen Partien als vorteilhaft erweisen. Insgesamt erscheint mir der Kader äußerst clever zusammengestellt, wenn Yao wieder spielt.

Insofern sei gesagt, dass es natürlich ein Verletzungsrisiko gibt, da mit Martin und Yao die beiden Schlüsselspieler hier eine alles andere als gute Historie haben. Es mag auch sein, dass in Houston nicht die größten Namen spielen. Aber solange dieses Team verletzungsfrei bleibt, gehört es für mich auf dem Papier zu den Mitfavoriten im Westen. Es ist perfekt auf Adelmans System abgestimmt, ermöglicht extrem unterschiedliche Spielstile, ist tief besetzt und dürfte mehr als erfolgshungrig sein (lediglich Ariza hat schon einen Ring). Mich wird es jedenfalls nicht überraschen, wenn die Rockets nächstes Jahr um diese Zeit eine Bilanz von 40-20 oder besser aufweisen können.

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