Mittwoch, 17. Februar 2010

Neue Contender? Part 1

Ohne Frage war das All Star Game in Dallas glamourös, hervorragend inszeniert und beherrschte drei Tage lang sämtliche Schlagzeilen in der Basketball-Welt. Und doch wird die NBA nachhaltiger von zwei Trades verändert, die sich rund um das Treffen der besten Spieler der Welt ereignet haben und die einer genaueren Betrachtung bedürfen: Sowohl die Dallas Mavericks als auch die Portland Trail Blazers haben ihre Ambitionen für einen tiefen Playoff-Run untermauert und die Kader mit neuen Stars aufgefrischt.

Dass in Dallas etwas passieren würde, war eigentlich seit Mitte Januar klar. Traten die Mavericks während der ersten beiden Saisonmonate wie ein echter Contender auf (dabei hielten sie sogar die Lakers im Staples Center bei 80 Punkten), lief es zuletzt überhaupt nicht rund und die Krise kulminierte in einer 127:91-Klatsche bei den Denver Nuggets. Im Fokus sämtlicher Gerüchte standen vornehmlich athletische Flügelspieler, die vor allem scoren können - Namen wie Andre Iguodala, Kevin Martin und Caron Butler wurden gehandelt. Letztgenannter wurde es dann tatsächlich auch und wechselt zusammen mit Brendan Haywood sowie DeShawn Stevenson nach Texas, im Gegenzug beziehen nun Josh Howard, Drew Gooden, James Singleton und Quinton Ross ihre Gehälter in der Hauptstadt.

Vorweg sei gesagt, dass ich den Trade für beide Teams mag. Caron Butler bringt ähnliche Elemente wie Josh Howard ins Team ein, nur besser: Er zieht öfter zum Korb, spielt bessere Defense, solange er nicht gegen kleine, wuselige Guards eingesetzt wird (aber das lässt sich über Howard auch sagen) und ist jemand, der auch die Verantwortung in entscheidenden Momenten nicht scheut. Zudem kann er das Spiel auf sich zukommen lassen, während sein Vorgänger sein Glück allzu oft mit Mitteldistanzwürfen erzwingen wollte. Bauchschmerzen habe ich eigentlich nur bei dem Gedanken, dass Dallas gegen kleine Backcourts Probleme kriegen dürfte: Wir alle wissen, dass Jason Kidd mittlerweile nicht mehr der herausragende Verteidiger ist, der er mal war und Caron Butler, der als Shooting Guard auflaufen wird, kann sich zwar gegen Spielertypen vom Schlage eines Trevor Ariza behaupten, aber gegen Spieler wie Manu Ginobili oder Brandon Roy (um mal bei möglichen Playoff-Gegnern zu bleiben) dürfte es für die Mavericks schwer werden. Jason Terry und José Barea als Optionen von der Bank sind hier auch alles andere als herausragende Verteidiger. DeShawn Stevenson erwähne ich hier bewusst nicht, da ich mir nicht vorstellen kann, dass er einen festen Platz in der Rotation findet.

Als Dreingabe zu Butler gab es Center Brandon Haywood und genau hier fängt der Gedanke an, dass die Mavericks einen sehr, sehr guten Trade gemacht haben. Ich hoffe inständig, dass Haywood möglichst schnell den Platz in der ersten Fünf von Dampier übernimmt, weil er einfach viel mehr zu bieten hat: Immerhin zwei Moves im Lowpost (und damit zwei mehr als Dampier), er ist ein intelligenterer Verteidiger und jemand, der pro Nacht zehn Punkte einstreuen kann, ohne dass auch nur ein einziger Spielzug für ihn gelaufen wird. Der deutliche Mehrwert besteht meiner Ansicht nach aber in der Defensive: Haywood ist zwar kein überragender Verteidiger am Mann, aber zumindest im Post ist es schwer, gegen ihn zu Punkten zu kommen. Dafür finde ich seine Helpdefense äußerst stark, was Dank seiner Athletik in einigen geblockten Layups oder Würfen aus der Nahdistanz resultiert. Um den Vergleich mit Gooden, der ja für ihn gehen musste, zu ziehen: Gooden ist offensiv ohne Frage besser, aber in der Offensive lagen die Probleme der mavericks zuletzt nicht wirklich, sondern eher in der Defense. Haywood ist immerhin ein Grund, warum gegnerische Big Men sich nicht mehr uneingeschränkt auf die Duelle mit Dallas freuen und somit macht dieser Trade für mich schon Sinn. Mit Dampier und Haywood verfügt Dallas jedenfalls über ein Center-Duo, dass sich sehen lassen kann.

In Washington hat jetzt endgültig der Rebuild begonnen. Sollte man den Vertrag mit Gilbert Arenas auflösen können, hat man innerhalb eines Jahres immerhin zwei dicke Verträge von der Gehaltsliste gestrichen. Wie lange Antawn Jamison noch in Washington spielt, bleibt abzuwarten - ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass ihn die Zauberer jetzt noch traden werden, da man dann ohne einen echten Go-to-Guy dastehen würde, andererseits sind noch zwei Vertragsjahre mit 13,3 bzw. 15 Mio. Dollar Gehalt nicht gerade der Stoff, aus dem Rebuild-Träume gemacht sind. Bezieht man noch das Alter von immerhin 34 Jahren und das kolportierte Interesse einiger Contender (unter anderem Cleveland) mit in die Rechnung ein, könnte das Resultat ein Abschied Jamisons spätestens im Sommer 2010 sein.

Sportlich macht der Trade für Washington vor allem aus perspektivischen Gründen Sinn: Ohne echten Center haben jetzt Andray Blatche und Javale McGee die Chance, mehr Minuten zu sehen und sich zu entwickeln. Vor allem für Blatche geht es spätestens jetzt darum, den Ruf des ewigen Talents abzulegen und endlich konstante Leistungen abzuliefern. Das Zeug zu einem überdurchschnittlichen NBA-Spieler hat er definitiv, nur ließ er bisher jegliche dazu passende Einstellung vermissen. Mit dem Abgang Butlers dürften auch die Minuten von Randy Foye und Nick Young steigen, da Howard (sofern er überhaupt gesund ist) kaum die Minuten sehen wird, die Butler zugestanden bekam und somit Mike Miller als logische Variante öfter auf die Drei rücken wird. Insgesamt hat Flip Saunders also für zwei Monate Zeit, sich sein jüngeres Personal genau anzusehen und den Kader für die Saison 2010/2011 besser zusammenzustellen.

Um ein Fazit über das eigentliche Thema des Trades zu ziehen: Ja, Dallas steht für mich nach diesem Tausch wieder auf einer Stufe mit den Nuggets oder Spurs und ist somit zu den drei wohl ernsthaftesten Verfolgern der Lakers im Westen zu zählen. Ob Utah auch Platz in dieser Riege findet, sei dahingestellt, da die Jazz schon in den vergangenen Jahren gerne mal wie ein ernsthafter Titelaspirant aussahen, um dann im März doch wieder einzuknicken. Mit Butler hat man endlich einen potentiellen Verteidiger für Anthony gefunden, das Team insgesamt ist vor allem defensiv besser geworden, dürfte aber auch im Angriff kaum etwas eingebüßt haben (im Grunde genommen nur eine verlässliche Scoring-Option im Lowpost). Allerdings dürfte man anfangs etwas Geduld mitbringen müssen, wie die Niederlage heute Nacht gegen Oklahoma City gezeigt hat: Es dauert eben seine Zeit, bis sich zwei neue Spieler in die Rotation integrieren. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich die Mavericks ab Anfang März präsentieren, wenn Butler und Haywood komplett integriert sein dürften.

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