Sonntag, 28. Februar 2010

Wenn heute der 14. April wäre...

würden die Playoffs kurz vor ihrem Beginn stehen und die Paarungen selbiger lang und breit diskutiert. Es sind zwar "nur" noch eineinhalb Monate, aber trotzdem ein kleines Gedankenspiel meinerseits zwischendurch - was wäre, wenn ich mir die Paarungen der ersten Runde aussuchen könnte?

Eastern Conference

Cleveland Cavaliers (1.) vs. Charlotte Bobcats (8.)

Ich habe lange überlegt, ob ich lieber eine Serie zwischen Wade und LeBron oder eine Serie, die sportlich interessant ist, sehen will. Miami wäre für die Cavaliers ein gefundenes Fressen und nach allerspätestens fünf Spielen wäre für Wade die vielleicht letzte Saison mit Miami vorbei. Charlotte muss es nicht unbedingt anders ergehen, aber sie würden die Cavs wenigstens vor ein paar Probleme stellen: Wallace würde von LeBron James nicht völlig zerstört werden, Thomas von der Bank aus ebenso Energizer sein wie Varejao. Dazu die Frontline der Bobcats mit Chandler, Mohammed und Ratliff - es würde eine hässliche Serie werden, die Cleveland gewinnt, bar erst nach großem Kampf.

Boston Celtics (2.) vs. Chicago Bulls (7.)
Wer würde nicht ein Rematch der letztjährigen Playoff-Serie sehen wollen? Dazu zwei der besten jungen Aufbauspieler der Liga im direkten Duell. Die Serie würde mit KG auf Seiten der Celtics wohl kaum so aufregend werden wie letztes Jahr, aber eine nette Geschichte wäre sie nach dem Vorspiel allemal.

Atlanta Hawks (3.) vs. Milwaukee Bucks (6.)
Zwar nicht gerade der Traum David Sterns und ich würde sogar Wetten annehmen, dass die Halle bei einem der Spiele in Atlanta nicht ausverkauft ist, aber aus sportlichen Gesichtspunkten wäre das Aufeinandertreffen der beiden Teams sehr unterhaltsam: Milwaukee mit Bogut als Dreh- und Angelpunkt an beiden Enden des Courts und einem ebenso breit besetzten Team wie Atlanta, nur meistens eine Klasse schlechter. Trotzdem die erste der genannten Serien, die über sechs Spiele gehen könnte. Allerdings keine Frage, dass Atlanta gewinnen würde.

Orlando Magic (4.) vs. Toronto Raptors (5.)
Der Dauerklassiker Vince Carter vs. Toronto über eine ganze Serie bietet schon alleine genug Gesprächsstoff. Übrigens ist das auch schon der Grund, weshalb Orlando gewinnen würde - ein motivierter Carter in den Playoffs ist gold wert. Ein weiterer Grund wäre natürlich Dwight Howard, der Toronto im Alleingang zerstört. Dazu steckt hier das Potential für den Rekord "most attempted and made three point field goals" sowohl für ein Spiel als auch für eine ganze Serie. Der Clou an den Begegnungen wäre übrigens die zweite Runde: Cleveland gegen Orlando und Boston gegen Atlanta wären genau in dieser Zusammensetzung mehr als unterhaltsam.

Western Conference

Los Angeles Lakers (1.) vs. Portland Trail Blazers (8.)

Die Lakers schon in der ersten Runde gegen einen ihrer Angstgegner? Ist gekauft! Und ganz nebenbei würde Portland wohl mehr Gegenwehr leisten als Utah oder Denver in den Vorjahren.

Denver Nuggets (2.) vs. Utah Jazz (7.)
Es gibt nichts schöneres als eine uralte Rivalität über eine ganze Serie. Deron Williams ist dazu der einzige, der Chauncey Billups überall effektiv verteidigen kann. Eigentlich sähe es für Utah von den Matchups her ganz gut aus, wenn...ja wenn man nicht Brewer abgegeben hätte. So feiert Anthony seine eigene Party und ballert Denver in Runde Zwei. Was zur Folge hätte, dass Utah erst in der regulären Saison von Denver gesweept wird (ich glaube daran) und hinterher von ihnen in den Playoffs rausgekegelt wird. Kein gutes Jahr für die Jazz.

Dallas Mavericks (3.) vs. San Antonio Spurs (6.)
Schon wieder eine Rivalität. San Antonio dürfte zwar zum dritten Mal in Folge eine Playoff-Serie gegen die Mavericks verlieren, aber man würde nicht ganz so desolat in Erinnerung bleiben wie letztes Jahr, als man eigentlich nie eine Chance hatte. Trotzdem, nur eine Verletzung Nowitzkis könnte einen Sieg der Mavericks vereiteln. In allen anderen Fällen gibt es nach einer umkämpften Serie ein Weiterkommen Dallas'.

Phoenix Suns (4.) vs. Oklahoma City Thunder (5.)
Die unterhaltsamste Serie der ersten Runde, in dem alle Gesetze der Playoffs gebrochen werden: Verteidigung adé und Halbfeld-Basketball will auch niemand sehen. Ich würde jedenfalls für jedes einzelne Spiel Nachts aufstehen und Zeuge sein, wie Durant 35 Punkte oder mehr pro Nacht auflegt. Und eventuell trotzdem ausscheidet. Sei's drum, die Paarung würde sieben Spiele voller Spaß und Unterhaltung versprechen.

Vorfreude

Ich habe es schon kurz nach der Trading-Deadline geschrieben, aber nach eingehendem Studium der 110:133-Niederlage gegen die Utah Jazz ist es mir einen ausführlicheren Post wert: Die Vorfreude bei mir auf die Houston Rockets 2010/2011 ist enorm. Das mag zwar angesichts der deutlichen Niederlage ungewöhnlich erscheinen, lässt sich aber relativ einfach begründen. Zunächst einmal sei zum Spiel selber gesagt, dass neben Yao auch Trevor Ariza, Kyle Lowry und Shane Battier fehlten, was gleichbedeutend mit dem Ausfall der drei wichtigsten Perimeterverteidiger des Teams war. Kein Wunder also, dass Deron Williams dominierte und auch die übrigen Guards der Jazz (Miles, Matthews, Price) sich immer wieder über freie Würfe freuen konnten. Umso größer das Lob an Houston, das bis zum Ende des dritten Viertels mithalten konnte und erst mit einem 9:0 Lauf der Jazz zu Beginn des letzten Spielabschnitts den Anschluss verlor.

Was mich aber viel eher beschäftigte, war die Vorstellung, wie dieses Team bald aussehen könnte. Mit Yao als Anker in der Zone werden a) nicht mehr so viele Guards direkt zum Korb ziehen, sondern eher den Floater oder Off-Balance Wurf nehmen, die nicht ansatzweise so hochpronzentig fallen wie Korbleger, und b) hat Houston offensiv einen echten Angriffspunkt im Lowpost. Nichts ist augenscheinlicher als das Fehlen einer tiefen Anspielstation, da sich Luis Scola lieber im Highpost bewegt. Das Angriffsspiel der Rockets wird mit Yao wesentlich variabler und der Chinese schafft mehr Räume für die Distanzspezialisten, von denen Houston immer mindestens zwei auf dem Court hat.

Viel deutet darauf hin, dass der Backcourt mit Aaron Brooks und Kevin Martin defensiv sehr anfällig sein dürfte. Allerdings kann das durch drei starke Verteidiger halbwegs aufgefangen werden, zumal Yao alleine, wie schon vorher erwähnt, eine wesentlich bessere Verteidigung gegen Guards bedeutet. Aber auch Trevor Ariza, Luis Scola oder Jared Jeffries können ihren Teil dazu beitragen, dass die Defensivschwäche von Brooks und Martin nicht so sehr ins Gewicht fällt. Bedenkt man dann noch, dass die beiden eigentlich die einzigen schwächeren Verteidiger im aktuellen Roster sind (Chase Budinger hat hier wahnsinnige Fortschritte gemacht), glaube ich umso mehr daran, dass das Konzept aufgehen kann.

Schlussendlich sei noch die Vielzahl taktischer Varianten erwähnt, die Rick Adelman mit einem gesunden Kader zur Verfügung stehen: Er kann mit Lowry, Ariza, Battier, Scola und Yao eine langsame, stark verteidigende und auf Halbfeld-Basketball ausgerichtete Formation wählen, aber auch mit Brooks, Martin, Ariza, Scola und Hayes offensiven Smallball spielen lassen. Alleine die designierte Starting Five - Brooks, Martin, Ariza, Scola, Yao - verspricht Punkte satt, aber man kann sich auch den Luxus gönnen, Martin von der Bank zu bringen und stattdessen Battier starten zu lassen. Mit Lowry und Budinger hat man zwei Spieler, die das Team von der Bank aus tragen und den Startern wertvolle Pausen geben können. Dazu noch Rollenspieler wie Jeffries und Hayes, die zwar keinen großen Namen haben, aber zumindest defensiv zu den besseren Spielern der Liga gehören und Yao durchaus 15 Minuten Verschnaufpause pro Spiel geben können. Was sich ebenfalls als extrem wertvoll erweisen kann: Die Freiwürfe sollten so gut fallen wie bei sonst keinem anderen Team in der NBA. Mit Martin und Brooks, die beide äußerst engagiert den Weg zum Korb suchen, dürfte man den Gegner noch schneller an die Teamfoul-Grenze bringen und den Vorteil somit äußerst effektiv und früh nutzen können (Daryl Morey erwähnte diesen Aspekt in einem Interview zum Martin-Trade). Das kann sich gerade in engen Partien als vorteilhaft erweisen. Insgesamt erscheint mir der Kader äußerst clever zusammengestellt, wenn Yao wieder spielt.

Insofern sei gesagt, dass es natürlich ein Verletzungsrisiko gibt, da mit Martin und Yao die beiden Schlüsselspieler hier eine alles andere als gute Historie haben. Es mag auch sein, dass in Houston nicht die größten Namen spielen. Aber solange dieses Team verletzungsfrei bleibt, gehört es für mich auf dem Papier zu den Mitfavoriten im Westen. Es ist perfekt auf Adelmans System abgestimmt, ermöglicht extrem unterschiedliche Spielstile, ist tief besetzt und dürfte mehr als erfolgshungrig sein (lediglich Ariza hat schon einen Ring). Mich wird es jedenfalls nicht überraschen, wenn die Rockets nächstes Jahr um diese Zeit eine Bilanz von 40-20 oder besser aufweisen können.

Dienstag, 23. Februar 2010

“The thrill is in the chase, baby”

Mit diesen Worten hat Hot Rod Hundley eines der wohl eigenartigsten Angebote eines Teambesitzers abgelehnt - dem Spieler nach Spielende Prostituierte zu bezahlen, damit dieser nur ja in der Kabine bleibt. Wenn man solche Geschichten hört, weiß man, dass sie verdammt lange zurückliegen müssen, so auch in diesem Fall: 1957 hat Bob Short, Besitzer der Minneapolis Lakers, seinem Jungstar dieses Angebot unterbreitet, nachdem Hundley seinem Ruf als Schürzenjäger alle Ehre macht (und wohl den Spitznamen Hot Rod erhielt). Was allerdings bis in die heutige Zeit währt: Die Lakers dürften als die Franchise gelten, die am öftesten mit Sex-Stories in Verbindung gebracht wurde (Hot Rod Hundley, Wilt "I got 20.000 women" Chamberlain, Magic Johnson, Kobe Bryant...).

Da es diesen Ruf zu untermauern gilt, hat sich die Presse in der neuen Biographie über Jerry West auch auf den vergleichsweise kleinen Teil des Buches gestürzt, in dem Jerry West über seine Praktiken als GM in den Achtzigern berichtet. Der eben verlinkte Blogeintrag ist mehr als lesenswert und hier nur ein drei Gedanken meinerseits:

- Waren die Zeiten nicht wunderbar, wenn Teambesitzer bereit waren, ihren Spielern Prostituierte zu bezahlen? Vielleicht war das auch der Grund, warum Wilt Chamberlain zu den Lakers ging? Umso bedenkenswerter, wenn man folgende Passage zum inoffiziell einzigen Mitglied des 30.000 Punkte, 20.000 Rebounds, 20.000 Frauen-Clubs liest: "Yes, he might have had his share of women, but as a slick hustler, please. No. I saw too many nights where he was alone. I was with him. There were nights he’d call me up. I was like his valet at times. I’m sure he had hookers come up to his room and stuff like that. He scored on some women, but as a regular Lothario?"

- Sehr interessant, dass der beste Spieler der Lakers in den Achtzigern daran zu erkennen war, dass er die Frauen nach dem Spiel mit in die Sauna der Lakers-Kabine nehmen durfte. Vielleicht mit ein Grund dafür, dass sich Kareem so lange an der Spitze der Lakers halten konnte? Hat ihn das angetrieben?

- Hot Rod Hundley, Butch Carter, Magic Johnson - fällt etwas auf? Bill Simmons hat mir Recht seine helle Freude an den Namen der Lakers.

Montag, 22. Februar 2010

Die deutsche Sicht der Dinge

Eine neue Kategorie, ganz im Sinne des leider eingestellten "TrueHopp Network Shootaround", soll von nun an regelmäßig einen Überblick über interessante und vor allem lesenswerte Beiträge zur Basketballwelt aus Deutschland geben. Das Themenspektrum ist dabei grundsätlich Basketball insgesamt - also auch BBL, Euro-Cup, Euroleague oder andere europäische Spielklassen. Falls jemand einen seiner Meinung nach gelungenen Artikel vermisst oder ich gar einen wichtigen Blog übersehen habe, schreibt mir ruhig.

LeBron James geht zu den Nets: Christian Gerne sieht die Nets als logische Wahl, sollte sich James im Sommer daran interessiert sein, zu einem Team mit möglichst langfristiger Perspektive zu gehen: "Doch kommen wir zurück zu den New Jersey Nets. Während New York James nur einen Kader bieten kann, der sich aktuell eher als Überraschungsei darstellt, besitzen die Nets eigentlich schon alles, was man für eine Dynastie braucht, abgesehen von einem echten Star.

Das Team verfügt über viele junge Talente, wie Brook Lopez, Chris Douglas-Roberts, Terrence Williams, Yi Jianlian oder Courtney Lee, dazu noch Devin Harris, der bereits ansatzweise gezeigt hat, über welches Potenzial er verfügt. Ein weitere Vorteil: Aufgrund der Verträge und Team-Optionen, dürfte der aktuelle Kader den Nets langfristig und relativ günstig erhalten bleiben. So rangieren die Gesamtgehälter der Spieler nur wenige Millionen über denen der Knicks, was bei einer Verpflichtung von LeBron James einen weiteren Co-Star nicht ausschließt."

Die Topverdiener der NBA: David Lorenz zeigt in seiner Analyse zu den NBA-Gehältern die Verschwendungssucht etlicher GMs auf: "Auffällig bei den nachweislichen Fehlinvestitionen ist, dass vor allem Spieler auf der Centerposition betroffen sind. Das bestätigt die aktuelle Lage der NBA, in der talentierte oder hoffnungsvolle Big-Men eine Mangelware darstellen. Also schüttet man Akteure, die halbwegs rebounden und punkten können und dazu mindestens 2,08 Meter messen, frühzeitig mit Geld zu, um sie langfristig unter Vertrag zu nehmen. Als da wären Tyson Chandler, Brad Miller, Eddy Curry oder Samuel Dalembert.

Das mit Abstand krasseste Beispiel verschwendeten Geldes neben Eddy Curry stellt dabei der Vertrag von Bobby Simmons dar. Bobby wer? Simmons verdient bei den New Jersey Nets in der laufenden Saison rund 10,5 Millionen US-Dollar. Für sein fürstliches Gehalt erzielt der 28-jährige Shooting-Guard 2009/2010 pro Partie 5,3 Punkte und 2,7 Rebounds."

Gilbert Arenas - der Mann, der die NBA rettete: Alex bedankt sich öffentlich bei Gilbert Arenas für sein Fehlverhalten, der den Trade von Jamison möglich machte: "Ohne die Suspendierung von Arenas wären Butler und Jamison möglicherweise nicht getradet worden, weil ihnen vielleicht noch eine zweite gemeinsame Saison gewährt wäre um zu zeigen, dass sie es doch können.
Arenas verzockt sich gewaltig. Die Wizards ohne Star-Player. Nix funktioniert. Logische Konsequenz? Neuaufbau.
Ich als Cavaliers-Fan möchte mich in aller Öffentlichkeit bei Gilbert Arenas bedanken. Nach all den Playoff Battles hat er sich als echter Freund bewiesen!"

Tracy McGrady kann's immer noch: Thomas Käckenmeister hat sich näher mit dem ersten Spiel McGradys im Knicks-Trikot befasst und sieht eine rosige Zukunft für den 30-jährigen: "Mein Eindruck: Der 29-Jährige hat es immer noch drauf! Nicht nur ein hübscher Bodenpass über das halbe Feld im Break zu Al Harrington oder der berüchtigte Drive oder Up-and-Under zählen weiterhin zum Repertoire, T-Mac hat das ganze Paket früherer Tage angedeutet."

Brose Baskets müssen sich Bilbao stellen: Schoenen Dunk blickt auf den Gastauftritt der Brose Baskets in Bilbao im Rahmen des EuroCups voraus, räumt Bamberg aber lediglich Außenseiterchancen ein: "Bilbao hat nach dem 55:76 am dritten Spieltag in Bamberg am Dienstag die Chance, sich frühzeitig für das Viertelfinale zu qualifizieren. Ein Auswärtssieg der Brose Baskets, die ihre Reisepläne aufgrund des Lufthansastreiks kurzfristig ändern mussten und statt von Frankfurt am Main nun von Stuttgart abfliegen, würde ihre Chancen auf das erstmalige Erreichen des Viertelfinales zwar immens steigen lassen, die Herausforderung, das baskische Starensemble zu schlagen, ist allerdings gewaltig. Im Hinspiel konnten die Bamberger den offensivstarken Gegner nur ein Viertel lang kontrollieren und blieben im Anschluss ohne Fortune in den eigenen Angriffsbemühungen. Im zweiten Viertel gelangen den Bambergern nur ganze sechs Punkte."

Nicht von dieser Welt: Markus Kaiser porträtiert College-Sensation John Wall und vergleicht ihn mit Derrick Rose: "Tatsächlich erinnert Wall an Rose, den NBA-Neuling des Jahres 2009. Genau wie Caliparis ehemaliger Schützling besitzt auch der zwei Zentimeter größere Wall eine Athletik, die unter Point Guards selten zu sehen ist. 'Die Position des Aufbauspielers hat sich aufgrund junger, athletischer Guards stark verändert', so Wall. 'Moderne Aufbauspieler sind größer und kräftiger als ihre Vorgänger. Trotzdem besitzen sie die Spielübersicht und Passgenauigkeit, die ein Spielgestalter braucht. Ich denke, ich habe diese Eigenschaften.' "

Cavs stecken in der Mini-Krise: Spox.com blickt zurück auf die NBA-Spiele der letzten Nacht und lobt dabei den Backcourt der Orlando Magic für die Leistung in der spielentscheidenden Phase: "In Orlando hatten LeBron James und Co. in der Crunchtime keine Antwort auf Vince Carter, der nach schwachem Beginn 8 seiner 11 Punkten im letzten Viertel erzielte - und mit einem spektakulären Monster-Dunk für das Highlight des Spiels sorgte. Auch Spielmacher Jameer Nelson (18 Punkte, 5 Assists) hatte mit einem Dreier zum 96:88 ganz entscheidenden Anteil am Erfolg der Magic."

Samstag, 20. Februar 2010

Neue Hoffnung oder wie ein guter Trade aussieht

Der bedeutendste und medienwirksamste Trade, der sich am Tag der Deadline vollzog, war sicherlich der Spielertausch zwischen den Houston Rockets, Sacramento Kings und New York Knicks. Umso schöner ist die Tatsache, dass jeder glücklich aus diesem Trade herausgehen dürfte: Houston kann noch einmal eine zweite Luft im Playoff-Rennen kriegen, New York und Sacramento haben sich kurzfristig und perspektivisch ebenfalls nicht verschlechtert. Das vorweggenommene Fazit wird aus jeder Perspektive erläutert.


Houston Rockets


Wenn man sich Spiele der Raketen in diesem Jahr angesehen hat, fielen mehrere Dinge auf: Ein viel schnelleres Spiel als in den Vorjahren, ein fehlender Center und kein konstanter Perimeter-Scorer oder Spot Up-Shooter. Die Texaner spielten zwar bisher eine Saison, die ihnen so von kaum jemandem zugetraut worden wäre, aber ein Abwärtstrend im neuen Jahr lässt sich dennoch nicht verleugnen. Nun ist bekannt, dass Houstons GM Morey als einer der besseren seiner Zunft gilt, aber was er aus dem Tradechip McGrady gemacht hat, ist eigentlich schon mehr als das Maximum. Der Abgang von Carl Landry wird sicher schmerzen, da der Power Forward neben Lowry wichtigster Bankspieler war und zudem in der Crunchtime relativ oft die Verantwortung übernahm. Dass man einen Spieler wie Kevin Martin aber nicht geschenkt kriegt, ist auch klar. Das tolle aus Houstons Sicht: martin ist die Opferung Landrys absolut wert.

Ehrlich gesagt kann ich mir kaum einen besseren Spieler für Rick Adelmans Princeton Offense vorstellen als Martin. Er braucht den Ball nicht in seiner Hand, um effektiv zu sein, sonder rennt lediglich um ein paar Screens, um dann blitzschnell den offenen Wurf zu nehmen, worauf ja dieses Offensivsystem beruht. Die weitere Grundvoraussetzung für so ein relativ komplexes System: Hohes Basketballverständnis bzw. ein Gefühl dafür, was im nächsten Moment passieren wird. Offensiv zählt Martin zu den intelligenteren Spielern der Liga, weiß instinktiv, wann ein Wurf gut ist oder wann er lieber zum Korb ziehen sollte. Dass er das kann, belegen seine zahlreichen Freiwurfversuche pro Spiel und somit schafft er auch Freiräume für Shooter wie Trevor Ariza, Aaron Brooks oder Shane Battier. Defensiv ist Martin bisher als unterdurchschnittlich aufgefallen, aber Houston hat eine Menge defensivstarker Akteure auf den Positionen Eins bis Drei (Lowry, Ariza, Battier), die die Defensivschwäche Martins auffangen können. Der Mehrwert, den Martin offensiv darstellt, ist enorm und die Lücke in der Verteidigung wird dadurch meiner Meinung nach mehr als aufgewogen. Wie gesagt, wenn sich Adelman für sein Offensivsystem einen Shooting Guard basteln könnte, würde am Ende Kevin Martin (oder Ray Allen) herauskommen.

Auch die anderen drei Spieler haben durchaus Potential, sich in der Rotation der Raketen zu etablieren. Wobei das für Hilton Armstrong eigentlich nur gilt, weil Houston aus lauter Verzweiflung wohl selbst Kareem Abdul-Jabbar in seinem jetzigen Alter aufstellen würde, um wenigstens etwas Größe auf dem Parkett zu haben. Immerhin hat man mit David Andersen einen echten Center im Kader, der offensiv wesentlich vielseitiger als Armstrong ist, der für meinen Geschmack vor allem davon lebte, mit Chris Paul zusammenzuspielen. Jared Jeffries hingegen könnte relativ viele Minuten sehen, passt er doch von seinen Anlagen her perfekt ins Konzept der Rockets: Sehr starker Verteidiger, der die vielen kleinen Dinge macht, für die sich andere zu schade sind. Offensiv ist er zwar noch limitierter als Shane Battier, aber als athletischere Variante von Joey Dorsey kann ich mir Jeffries in der Rotation durchaus vorstellen. Jordan Hill dürfte ebenfalls die Möglichkeit kriegen, sein Können zu beweisen, da er der einzige offensiv potente Big Man ist, den die Rockets von der Bank aus bringen können. Sein Potential ist jedenfalls beachtlich und perspektivisch dürfte er Houston auf jeden Fall helfen, sollten sich die zahlreichen Scouting Reports aus College-Zeiten bewahrheiten.

Perspektivisch ist auch das Stichwort, weshalb der Trade noch wesentlich wichtiger für die Rockets werden könnte, als zunächst angenommen: Man hat das Recht, 2011 den Erstrundenpick mit dem der Knicks zu tauschen, sofern dieser nicht der erste überhaupt ist. 2012 hat man ebenfalls den Erstrundenpick der Knicks, sofern dieser nicht für einen der ersten fünf Picks berechtigt. Nun wollen wir für die Knicks nicht hoffen, dass eine der beiden Bedingungen zutrifft, sondern die Picks eher später als früher auf dem Draftboard auftauchen werden, aber ein zusätzlicher Erstrundenpick ist bei dem guten Händchen, dass Morey bei den bisherigen Drafts hatte, enorm viel wert. Hinzu kommt, dass Yao 2010/11 wohl wieder spielen wird und das wahrscheinlich auch in Houston, da ein Ziehen der Option jetzt für ihn völlig sinnlos wäre. Man stelle sich vor, dass es keine größeren Zu- und Abgänge gibt und wir reden von folgender Starting Five: Brooks, Martin, Ariza, Scola, Yao. Von der Bank Lowry, Battier, Hill, Jeffries sowie die Draftpicks, die bis dahin noch ihren Weg nach houston finden. Meiner Meinung nach redet man hier, ohne die Verletzungsanfälligkeit einzelner Akteure vernachlässigen zu wollen, von einem Contender, dessen Starting Five in der Form perfekt harmonieren würde.


New York Knicks

Wann baut man Donnie Walsh in New York das Denkmal, dass sich dieser Mann verdient hat? Der Trade mit den Rockets und Kings hat eine eineinhalb Jahre währende Periode beendet, in der Walsh den von Isiah Thomas völlig zugemüllten Salary Cap entrümpelt hat, dabei eigentlich untradebare Verträge wie die von Crawford, Jeffries oder Jerome James aus den Büchern streichen konnte, einen der beliebtesten Coaches der Liga in den MSG holte und mit Gallinari sowie Wilson Chandler zwei Spieler für die Zeit nach 2010 unter Vertrag hat, die immerhin einen kleinen Grundstock für einen möglichen Contender bilden können. Größter Verdienst ist aber zweifellos das Entsorgen zu hoch dotierter Verträge, weshalb jetzt New York mit ziemlicher Sicherheit zwei Höchstverträge anbieten kann. Selbst wenn nicht Wunschkandidat LeBron James kommt, hat Walsh einer mausetoten Franchise wieder eine Zukunft gegeben. Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass die Knicks im nächsten jahr wieder zu den Kellerkindern der Liga zählen werden.

Zum sportlichen Wert des Spielertauschs: Sergio Rodriguez hat zwei Monate Zeit zu beweisen, dass er möglicherweise der Spielgestalter ist, den d'Antoni so lange gesucht hat. Von seinen Anlagen her passt er hervorragend in das Run 'n' Gun System der Knicks, dazu hat er mit Chandler einen Abnehmer für Fastbreak Alley 'Oops. Gut möglich, dass er längere Zeit im Trikot der knicks zu sehen sein wird. Tracy McGrady dürfte alleine mit seinem Namen ein paar Reihen im MSG füllen und kann jetzt auch beweisen, dass seine Ankündigungen wahr sind, wonach er in exzellenter körperlicher Verfassung sei (was ja auch Tim Hoover behauptet). Sollte dem wirklich so sein, machen die Knicks sogar jetzt schon Spaß. Ein endgültiges Fazit über den Trade aus New Yorks Sicht lässt sich aber wohl erst im Sommer ziehen, wenn man weiß, wer mit dem Geld geholt wurde. Dass man sogar auf kurzfristigen sportlichen Erfolg hoffen darf, ist eine mehr als nette Dreingabe für die gefrusteten Knicks-Fans.


Sacramento Kings

Möglicherweise die einzige Partei, die mit dem Trade nicht vollends zufrieden sein könnte. Zwar ist auch in Kalifornien das primäre Ziel ähnlich dem in New York: Auslaufende Verträge aufnehmen, um im Sommer mindestens einen guten Free Agent zu holen. Da man nicht gerade mit der Attraktivität der Stadt werben kann, muss Sacramento sportliche Vorzüge bieten und deswegen wurde der Trade wohl auch in der Form getätigt. Man hat schnell gemerkt, dass Martin und Evans im Backcourt nicht miteinander harmonieren, was wohl an der sehr ballverliebten Spielweise von Evans liegt. Da Martin trotz seiner Verdienste um die Franchise wohl eher der Spielertyp ist, der als zweite Option in einer sehr guten Mannschaft am wertvollsten ist, während man bei Evans noch die berechtigte Hoffnung haben kann, dass sich dieser in einen echten Franchise-Spieler entwickeln könnte, ist auch die Tatsache verständlich, dass man Martin abgibt. Ob man dafür im Endeffekt aber wirklich nur Carl Landry kriegen kann, bleibt fraglich.

Landry an sich ist natürlich ein guter Spieler, der erst in diesem Jahr den ihm gebührenden Respekt gekriegt hat. Offensiv ist er sogar richtig gut, hat ein sehr breites Arsenal, um an Punkte zu kommen und knickt auch nicht ein, wenn es in die spielentscheidende Phase geht (nach LeBron James mit den meisten Punkten im letzten Viertel). Wenn solche Qualität mit einem verhältnismäßig billigen Vertrag (Teamoption für 2011 mit 3 Mio. Dollar Gehalt) garniert wird, kann man den Kings eigentlich nur gratulieren. Leider war es das dann auch schon an sportlichem Gegenwert für Sacramento, da wohl weder Joey Dorsey noch Larry Hughes eine Rolle für Sacramento spielen werden. Wieso man Houston nicht noch wenigstens eienn Erstrundenpick abgenommen hat, verstehe ich nicht. Natürlich hatte Houston die stärkere Verhandlungsposition, aber was Sacramento aus Martin gemacht hat, ist für mich trotzdem zu wenig. Immerhin ist der Trade aus Sacramentos Sicht nicht völlig verkorkst.

Was bleibt nun langfristig für die Kings übrig? Sie werden in den letzten Saisonmonaten aller Wahrscheinlichkeit nach ihren jungen Spieler wie Greene, Thompson, Casspi, Evans, Landry und Hawes jede Menge Spielzeit geben, damit sich diese entwickeln können. In Anbetracht der Tatsache, dass alle genannten sowie Andres Nocioni und Beno Udrih für das nächste Jahr gebunden sind, hat man einen sehr guten Kern, dem nur ein echter Leader fehlt. Wenn man diesen in der Free Agency findet - ich könnte mir hier Spieler vom Schlage eines Joe Johnson vorstellen -, dürfte es eher heute als morgen wieder Endrunden-Basketball in der Arco Arena zu sehen geben. Sollte es sich nicht ausgehen und die Kings auch im nächsten Jahr zu den Kellerkindern der Liga zählen, wird man sich noch schmerzlich an diesen Trade erinnern.

Freitag, 19. Februar 2010

Trade Deadline - Notizen

Ich werde es mir natürlich nicht nehmen lassen, in den nächsten Tagen alle relevanten Trades noch einmal genauer zu beleuchten. Trotzdem mal erste kurze Gedanken, die mir im Laufe des Abends durch den Kopf gingen:

- Ich mag den Drei-Team-Trade, der McGrady zu den Knicks gebracht hat. Was er dort leisten kann, sei erstmal dahingestellt, aber auf dem Papier ist das das genaue Gegenteil vom Jamison-Trade: Jede Partei hat einen qualitativ hochwertigen Spieler bekommen - Martin, Landry und McGrady (falls die Aussagen von Tim Hoover stimmen) - und trotzdem auch die finanziellen Ziele erfüllt. Dazu ein großes Lob an Houstons GM Morey, was er für einen auslaufenden Vertrag plus Landry rausgeschlagen hat.

- Die Riege der Teams, die in der Eastern Conference um die Playoffs spielen, hat sich clever verstärkt. Persönlicher Favorit sind die Bucks, die für kaum relevante Abgänge John Salmons bekommen haben. Gut möglich, dass sie dieser Trade wie der der Bulls letztes Jahr relativ sicher in die Playoffs katapultiert.

- Wieso ist der Trade zwischen den Bobcats und Pacers gescheitert? Eine Starting Five mit Felton, Jackson, Wallace, Thomas und Chandler, dazu Diaw, Ford und Rush von der Bank? Can you spell D-e-f-e-n-s-e?

- Boston gibt den meiner Meinung nach besten Bankspieler für einen zu klein geratenen Shooting Guard ab. Nichts gegen Robinson, aber House hat einfach zu den Celtics gepasst und ich fürchte, dass man spätestens mit diesem Trade eine mögliche Finalteilnahme verspielt hat (Wenn das nicht schon mit diesem einseitigen Jamison-Trade der Fall war...aber dazu demnächst mehr)

- Um noch einmal auf die Knicks zu kommen: Hand hoch, wer Rodriguez unter d'Antoni in der ersten Fünf sehen will (und wehe, irgendjemand hebt jetzt nicht die Hand). Das könnte der vielleicht am meisten unterschätzte Bestandteil des Trades werden.

- Utah hat heute seine Ambitionen als Contender für nichts abgegeben. Brewer wird noch schmerzlicher vermisst werden, als viele denken. Unglaublich intelligenter Spieler, der vieles macht, was Statistiken nicht erfassen. Ich frage mich nur, wo er in Memphis Spielzeit sehen will (und biite, bitte nehmt Sam Young die Minuten nicht weg). Wenn wir gerade bei Memphis sind: Wieso hat Wallace den zweiten Pick für nichts und wieder nichts geopfert? Wieso Hasheem Thabeet? Wieso nicht Stephen Curry? Kaum auszudenken, was sich dann in Memphis abspielen würde. Wallace hat uns um die aufregendste Starting Five der Liga gebracht! (Und ja, der Gedanke beschäftigt mich immer wieder, sobald ich an die Grizzlies denke)

- Um Popovich aus dem Jahr 2007 (sinngemäß) zu zitieren: "Some lopsided trades should be vetoed by the league." Mehr bleibt zum Jamison-Deal kaum zu sagen.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Neue Contender? Part 2

Wenn man in diesem Jahr die Worte Verletzungspech und NBA miteinander verbindet, stößt man unweigerlich auf Portland. Das hoch gelobte Team aus Oregon schien im Sommer mit der Verpflichtung von Point Guard Andre Miller endgültig den Sprung zu einem echten Herausforderer der Lakers gemacht zu haben. Was folgte, war unglaubliches Pech: Erst beendete ein Bänderriss die Saison von Greg Oden, kurze Zeit später fiel auch sein Backup Joel Przybilla für den Rest des Spieljahres aus. Hinzu kamen etliche kleinere oder größere Verletzungen von Brandon Roy, Rudy Fernandez, Travis Outlaw oder Nicolas Batum - allesamt feste Mitglieder der Rotation in der erfolgreichen Vorsaison. Die Frage, wie sich das Team trotz dieser Umstände noch mit einer Bilanz von 32-24 unter den besten acht Teams im Westen halten konnte, dürfte selbst in Portland mit einem Achselzucken quittiert werden. Erscheint es da vermessen, von mehr zu träumen, wenn jetzt a) Brandon Roy wieder zurückkehrt und b) mit Marcus Camby ein guter und vor allem echter Center aufläuft? Wohl eher nicht.

Der Beweggrund für den Trade dürfte mehr als klar sein: Juwan Howard hat zwar als Aushilfscenter besser gespielt, als viele gedacht haben, aber mit ihm als Starter kann man jegliche Playoff-Ambitionen begraben. Camby ist nominell der einzige Center in Portland und dürfte massig Spielzeit sehen, kommt dazu dem Team mit seiner Defensivstärke und halbwegs variablem Offensivspiel sehr entgegen. Das Rebounding dürfte sich ebenfalls deutlich verbessern und zu einer großen Stärke der Blazers werden, da man hier schon vorher im Schnitt 2,07 Boards mehr pro Partie geholt hat als der Gegner. Ich gehe nicht davon aus, dass Camby offensiv einen wesentlichen Einfluss auf das Spiel haben wird, sondern ähnlich wie Howard die Würfe nimmt, die ihm der Gegner gestattet bzw. durch Putbacks und Tip-Ins punkten wird. Aber die größte Veränderung im positiven Sinne wird man eindeutig in der Verteidigung spüren.

Sehr viel mehr lässt sich aus dem Trade aber auch die Wertschätzung erkennen, die die Blazers einigen Spielern entgegen bringen. Travis Outlaw war immerhin der letztjährige 6th Man-Runner up und galt als nicht unwichtiges Mitglied der Rotation. Scheinbar haben die Verantwortlichen in Portland aber das größere Vertrauen in Rudy Fernandez als Scorer von der Bank bzw. waren so zufrieden mit ihm, dass Outlaw entbehrlich wurde. Wenn man bedenkt, dass Nicolas Batum ebenfalls ein äußerst talentierter Small Forward ist, wäre ein Trade auf dieser Position ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen, zumal sich auf der Vier und Fünf Jeff Pendergraph und Juwan Howard als Backups etabliert haben dürften und somit diese Ausweichmöglichkeit für Outlaw (er spielte im letzten Jahr öfters auf der Vier) auch nicht mehr gegeben war. Die Blazers haben somit äußerst clever einen potentiellen Brandherd im Team entfernen können, ohne wirklich geschwächt zu werden.

Das Verschiffen von Steve Blake hat mich da doch weit mehr überrascht. Sicher, Blake ist lediglich ein durchschnittlicher Spielmacher, aber eben auch einer, der nur wenige Fehler macht und sein Ego zurückstellt,wenn ein Brandon Roy neben ihm aufläuft. Mit Andre Miller gab es gerade in dieser Hinsicht zu Saisonbeginn einige Probleme. Ein möglicher Erklärungsversuch meinerseits ist, dass die Verantwortlichen zum einen von Andre Miller im Januar (mit Recht) äußerst angetan waren, zum anderen Jarred Bayless als Option von der Bank so viele positive Eindrücke hinterließ, dass auch hier Steve Blake schlicht und ergreifend entbehrlich wurde. Den Punkt mit Bayless kann ich voll und ganz nachvollziehen, da der pfeilschnelle Guard mehr als einmal gezeigt hat, warum er nach dem Draft 2008 als absoluter Steal gesehen wurde. Mit der nahenden Rückkehr von Roy und dem damit drohenden Verlust einiger Spielminuten war ein Trade eines Guards also beinahe unausweichlich.

Dass es dann Blake traf, hat mich doch mehr überrascht. Wie gesagt, wenn man die beiden direkt miteinander vergleicht, ist Andre Miller zweifellos der bessere Spieler. Allerdings sollte es den Blazers zu denken geben, dass die starke Phase von Miller anfing, als sich Roy verletzte und es in der Zeit davor zig Probleme mit Miller gab. Noch Anfang Dezember wurde auf HoopsHype vermeldet, dass der im Sommer geholte Point Guard beinahe sicher getradet würde, sobald die Sperrfrist für das Traden von als Free Agent geholten Spielern am 15. Dezember abliefe. Widersprüche, dass eine Abgabe Millers keinen Sinn machen würde? Keine. Es entbehrt jedenfalls nicht jeglichen Risikos, Miller zusammen mit Roy im Backcourt starten zu lassen. Beide haben gerne den Ball in der Hand, beide ziehen gerne zum Korb, aber Roy kann auch aus der Distanz punkten. Zudem glänzte Miller in Philadelphia vornehmlich als Gestalter einer auf Fast Breaks ausgelegten Offense, die das Personal in Portland prinzipiell auch erlaubt, aber wohl kaum unter Coach Nate McMillan gespielt werden wird. Wozu auch, wenn sich der langsame Halbfeld-Angriff bestens bewährt hat? Hier gilt es die nächsten Wochen abzuwarten, um zu urteilen, ob eine Kombination Roy/Miller doch verträglich ist oder ob es wieder zu den bekannten Problemen kommt.

Um kurz die andere Seite des Trades zu beleuchten: Die Clippers haben ihren bislang besten Spieler der Saison abgegeben, dafür aber den händeringend gesuchten Backup für Baron Davis und den ebenso lange erwarteten Flügelspieler bekommen, der "Mr. Ineffizient" Al Thornton ersetzen kann. Finanziell macht der Trade kaum einen Unterschied, da die Verträge aller Beteiligten auslaufen (die Clippers sparen durch den Deal aber ca. 1 Million €uro Gehalt). Ob es sportlich sinnvoll ist, seinen besten Spieler für diese beiden Lücken im Kader zu opfern, mag jeder für sich beurteilen. Ich verstehe den Trade durchaus, hätte ihn aber zu einem früheren Zeitpunkt begrüßt. Mittlerweile sind die Playoff-Chancen der Clippers nur noch theoretischer Natur und das Team wird auch nur dann einen Schub kriegen, wenn Outlaw eher heute als morgen wieder spielen kann (er fehlt bereits seit Mitte November mit einem gebrochenen Fuß). zudem lässt sich aus dem Trade auch ableiten, dass die Clippers keinen Rebuild planen, da ansonsten wohl Chris Kaman getradet worden wäre (Vertrag bis 2012) und somit immer noch große Hoffnungen in Blake Griffin setzen. Auch hier ein durchaus gewagtes Spiel, dass eingegangen wird, da mit Kaman, Outlaw und Griffin der potentielle Starting-Frontcourt der kommenden Saison eine große, rote Flagge vor sich her trägt.

Aber um auch hier am Ende die Frage zu beantworten, ob Portland zu den Contendern zu zählen ist: Sie haben definitiv eine riesige Lücke im Kader geschlossen (die aber, das muss fairerweise gesagt werden, erst durch Verletzungen entstanden ist), aber das angesprochene Risiko im Backcourt bleibt. Geht es gut und spielt Miller auch neben Roy groß auf, ist den Blazers eine ganze Menge zuzutrauen. Gerade die vorher oft gescholtene Verteidigung auf den großen Positionen dürfte sich durch Camby deutlich verbessern, was in den Playoffs nicht gerade unwichtig ist. Sollte es schief gehen, kann der gesamte Spielaufbau leiden, was bei dem eher offensivschwachen Frontcourt (nur Aldridge kann sich hier regelmäßig beweisen, dazu käme Fernandez von der Bank) fatale Folgen hätte. Ich hoffe für die Blazers, dass der erste Fall eintritt, da ich dann keinen Grund sehe, warum sie nicht zu den Mavericks, Nuggets und Spurs aufschließen können.

Neue Contender? Part 1

Ohne Frage war das All Star Game in Dallas glamourös, hervorragend inszeniert und beherrschte drei Tage lang sämtliche Schlagzeilen in der Basketball-Welt. Und doch wird die NBA nachhaltiger von zwei Trades verändert, die sich rund um das Treffen der besten Spieler der Welt ereignet haben und die einer genaueren Betrachtung bedürfen: Sowohl die Dallas Mavericks als auch die Portland Trail Blazers haben ihre Ambitionen für einen tiefen Playoff-Run untermauert und die Kader mit neuen Stars aufgefrischt.

Dass in Dallas etwas passieren würde, war eigentlich seit Mitte Januar klar. Traten die Mavericks während der ersten beiden Saisonmonate wie ein echter Contender auf (dabei hielten sie sogar die Lakers im Staples Center bei 80 Punkten), lief es zuletzt überhaupt nicht rund und die Krise kulminierte in einer 127:91-Klatsche bei den Denver Nuggets. Im Fokus sämtlicher Gerüchte standen vornehmlich athletische Flügelspieler, die vor allem scoren können - Namen wie Andre Iguodala, Kevin Martin und Caron Butler wurden gehandelt. Letztgenannter wurde es dann tatsächlich auch und wechselt zusammen mit Brendan Haywood sowie DeShawn Stevenson nach Texas, im Gegenzug beziehen nun Josh Howard, Drew Gooden, James Singleton und Quinton Ross ihre Gehälter in der Hauptstadt.

Vorweg sei gesagt, dass ich den Trade für beide Teams mag. Caron Butler bringt ähnliche Elemente wie Josh Howard ins Team ein, nur besser: Er zieht öfter zum Korb, spielt bessere Defense, solange er nicht gegen kleine, wuselige Guards eingesetzt wird (aber das lässt sich über Howard auch sagen) und ist jemand, der auch die Verantwortung in entscheidenden Momenten nicht scheut. Zudem kann er das Spiel auf sich zukommen lassen, während sein Vorgänger sein Glück allzu oft mit Mitteldistanzwürfen erzwingen wollte. Bauchschmerzen habe ich eigentlich nur bei dem Gedanken, dass Dallas gegen kleine Backcourts Probleme kriegen dürfte: Wir alle wissen, dass Jason Kidd mittlerweile nicht mehr der herausragende Verteidiger ist, der er mal war und Caron Butler, der als Shooting Guard auflaufen wird, kann sich zwar gegen Spielertypen vom Schlage eines Trevor Ariza behaupten, aber gegen Spieler wie Manu Ginobili oder Brandon Roy (um mal bei möglichen Playoff-Gegnern zu bleiben) dürfte es für die Mavericks schwer werden. Jason Terry und José Barea als Optionen von der Bank sind hier auch alles andere als herausragende Verteidiger. DeShawn Stevenson erwähne ich hier bewusst nicht, da ich mir nicht vorstellen kann, dass er einen festen Platz in der Rotation findet.

Als Dreingabe zu Butler gab es Center Brandon Haywood und genau hier fängt der Gedanke an, dass die Mavericks einen sehr, sehr guten Trade gemacht haben. Ich hoffe inständig, dass Haywood möglichst schnell den Platz in der ersten Fünf von Dampier übernimmt, weil er einfach viel mehr zu bieten hat: Immerhin zwei Moves im Lowpost (und damit zwei mehr als Dampier), er ist ein intelligenterer Verteidiger und jemand, der pro Nacht zehn Punkte einstreuen kann, ohne dass auch nur ein einziger Spielzug für ihn gelaufen wird. Der deutliche Mehrwert besteht meiner Ansicht nach aber in der Defensive: Haywood ist zwar kein überragender Verteidiger am Mann, aber zumindest im Post ist es schwer, gegen ihn zu Punkten zu kommen. Dafür finde ich seine Helpdefense äußerst stark, was Dank seiner Athletik in einigen geblockten Layups oder Würfen aus der Nahdistanz resultiert. Um den Vergleich mit Gooden, der ja für ihn gehen musste, zu ziehen: Gooden ist offensiv ohne Frage besser, aber in der Offensive lagen die Probleme der mavericks zuletzt nicht wirklich, sondern eher in der Defense. Haywood ist immerhin ein Grund, warum gegnerische Big Men sich nicht mehr uneingeschränkt auf die Duelle mit Dallas freuen und somit macht dieser Trade für mich schon Sinn. Mit Dampier und Haywood verfügt Dallas jedenfalls über ein Center-Duo, dass sich sehen lassen kann.

In Washington hat jetzt endgültig der Rebuild begonnen. Sollte man den Vertrag mit Gilbert Arenas auflösen können, hat man innerhalb eines Jahres immerhin zwei dicke Verträge von der Gehaltsliste gestrichen. Wie lange Antawn Jamison noch in Washington spielt, bleibt abzuwarten - ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass ihn die Zauberer jetzt noch traden werden, da man dann ohne einen echten Go-to-Guy dastehen würde, andererseits sind noch zwei Vertragsjahre mit 13,3 bzw. 15 Mio. Dollar Gehalt nicht gerade der Stoff, aus dem Rebuild-Träume gemacht sind. Bezieht man noch das Alter von immerhin 34 Jahren und das kolportierte Interesse einiger Contender (unter anderem Cleveland) mit in die Rechnung ein, könnte das Resultat ein Abschied Jamisons spätestens im Sommer 2010 sein.

Sportlich macht der Trade für Washington vor allem aus perspektivischen Gründen Sinn: Ohne echten Center haben jetzt Andray Blatche und Javale McGee die Chance, mehr Minuten zu sehen und sich zu entwickeln. Vor allem für Blatche geht es spätestens jetzt darum, den Ruf des ewigen Talents abzulegen und endlich konstante Leistungen abzuliefern. Das Zeug zu einem überdurchschnittlichen NBA-Spieler hat er definitiv, nur ließ er bisher jegliche dazu passende Einstellung vermissen. Mit dem Abgang Butlers dürften auch die Minuten von Randy Foye und Nick Young steigen, da Howard (sofern er überhaupt gesund ist) kaum die Minuten sehen wird, die Butler zugestanden bekam und somit Mike Miller als logische Variante öfter auf die Drei rücken wird. Insgesamt hat Flip Saunders also für zwei Monate Zeit, sich sein jüngeres Personal genau anzusehen und den Kader für die Saison 2010/2011 besser zusammenzustellen.

Um ein Fazit über das eigentliche Thema des Trades zu ziehen: Ja, Dallas steht für mich nach diesem Tausch wieder auf einer Stufe mit den Nuggets oder Spurs und ist somit zu den drei wohl ernsthaftesten Verfolgern der Lakers im Westen zu zählen. Ob Utah auch Platz in dieser Riege findet, sei dahingestellt, da die Jazz schon in den vergangenen Jahren gerne mal wie ein ernsthafter Titelaspirant aussahen, um dann im März doch wieder einzuknicken. Mit Butler hat man endlich einen potentiellen Verteidiger für Anthony gefunden, das Team insgesamt ist vor allem defensiv besser geworden, dürfte aber auch im Angriff kaum etwas eingebüßt haben (im Grunde genommen nur eine verlässliche Scoring-Option im Lowpost). Allerdings dürfte man anfangs etwas Geduld mitbringen müssen, wie die Niederlage heute Nacht gegen Oklahoma City gezeigt hat: Es dauert eben seine Zeit, bis sich zwei neue Spieler in die Rotation integrieren. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich die Mavericks ab Anfang März präsentieren, wenn Butler und Haywood komplett integriert sein dürften.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Indiana, here you go

Zugegeben, aus einem Spiel kann man sich schlecht eine Meinung über die Probleme eines Teams bilden. Wirkliche Substanz erreicht die Bewertung erst nach fünf, sechs Spielen gegen unterschiedlich agierende Gegner, weshalb ich hier auch eher eine Art Zwischenurteil über die Indiana Pacers schreiben will. Vor der Saison habe ich dem Team Chancen auf den achten Platz im Osten eingeräumt, da der Kader durchaus prominent besetzt ist und der Brandherd Jack/Ford (wenn auch mit dem falschen Ausgang) beigelegt wurde. Nach einem guten Saisonstart, der aber im allgemeinen Trubel um Brandon Jennings unterging, ging es steil bergab mit der Franchise aus Indianapolis und mittlerweile wird es mucksmäuschenstill, wenn man über die Pacers reden will. Gestern Nacht stand ein Duell gegen den Divisionsrivalen aus Chicago an, das ich mir eigentlich nur angesehen habe, weil in ein paar Diskussionen Derrick Rose als möglicherweise bester Point Guard der Liga genannt wurde (was sich, erwartungsgemäß, als falsch herausstellen sollte). Viel auffälliger als die lange Zeit schwache Partie von Rose waren aber eklatante Mängel im Spiel der Pacers, die mich zu diesem (ungeplanten) Blogeintrag bewegt haben.

Da wäre zum einen die Transition-Defense zu nennen, wobei wohl die meisten Teams gegen Chicago in dieser Hinsicht schlecht aussehen. Den besten Job hat dabei noch Earl Watson in der Verteidigung von Derrick Rose gemacht, während der Rest der Spieler ohne erkenntliche Ordnung über den Court hasteten und so immer wieder einfache Punkte für Chicago ermöglichten. Mal erfreute sich Kirk Hinrich an der Dreierlinie über unglaubliche Freiräume und vollendete im dritten Viertel zwei Fastbreaks in Folge, die sich ähnlicher kaum sein könnten: Rose sprintet auf der rechten Seite den Court runter, Deng nimmt die mittlere Lane und Hinrich postiert sich an der Dreierlinie. Watson hält sich vor Rose, während Rush und Granger sich zu Deng orientieren und somit Rose einen viel zu einfachen Pass auf Hinrich ermöglichen. Oft genug konnte Rose aber auch selber per Layup abschließen oder es zumindest versuchen, optional war auch eine aus dem Break resultierende Staffette um die Dreierlinie rum, während sich die Pacers immer noch nicht sortieren konnten. Das nur mal als kurze Anmerkung, aber dass man sich besser nicht auf die Verteidigung in Indiana verlassen sollte, wusste man schon vor Saisonbeginn.

Viel schlimmer sind da schon die offensiven Mängel, die besonders im letzten Viertel zu Tage traten, als sich Chicago tatsächlich mal darauf besann, nicht in einen Shootout mit Indiana zu gehen, sondern lieber das Tempo deutlich zu drosseln. Völlig ideenlos dribbelten Watson oder Ford im Halbfeld umher, etliche Male wurde sich der Ball am Perimeter zugepasst, kaum ein Pick and Roll wurde gespielt. Lediglich Roy Hibbert versuchte mal, Position im Lowpost zu beziehen, wobei ich es niemandem verdenken will, wenn er angesichts der äußerst grobmotorischen Moves von Hibbert sich ein Anspiel drei- oder viermal überlegt. Angesichts der erschreckenden Vorstellung, die die restlichen vier Akteure im Halbfeld ablieferten, wäre das eventuell eine Maßnahme gewesen, um wenigstens ein bisschen Raum an der Dreierlinie zu schaffen. Einfacher konnten es die Pacers den Bullen in der Verteidigung kaum machen und wenn der regelmäßige Abschluss eines Angriffs darin besteht, dass bei ablaufender Wurfuhr ein gut verteidigter Sprungwurf genommen wird, erzielt man in einem Viertel selten mehr als 15 Punkte (In den drei vorherigen Vierteln erzielte Indiana 86 Zähler!).

Ein weiteres und viel evidenteres Problem, das während des Offensivkollaps' im letzten Viertel deutlich wurde: Indiana hat niemanden, der in einer entscheidenden Phase das Spiel an sich reißen kann. Eigentlich wäre ja Danny Granger für diese Aufgabe vorgesehen, aber seine Eindimensionalität am gestrigen Abend hat mich erschreckt. Beinahe ausnahmslos warf er aus 18 bis 20 Fuß Entfernung auf den Korb, brachte kein überraschendes Element ins Spiel, zog kaum zum Korb und kreierte sich somit auch kaum einen guten Wurf. Ich will kein endgültiges Urteil sprechen und ihm auch nicht jegliche Crunchtime-Fähigkeiten versagen (dafür erinnere ich mich noch zu gut an das letzte Jahr), aber was sich sagen lässt: Granger ist kein Franchise-Spieler und keiner, der der beste Spieler im eigenen Team sein sollte, wenn man etwas gewinnen will. das Problem der Pacers lässt sich also sehr gut damit beschreiben, dass Granger ihr bester Spieler ist. Den Großteil seiner 27 Punkte erzielte er während des Run-and-Gun Spieles der ersten drei Viertel, als er sehr oft völlig freie Würfe nehmen konnte. Im letzten Viertel verstand er es nicht, wie schon erwähnt, seine Spielweise umzustellen und auch mal zum Korb zu ziehen, obwohl er durchaus explosiv ist. Er ist auch kein Spieler, der seine Teamkollegen besser macht. Bestes Beispiel hierfür war eine Sequenz, als Chicago in der eigenen Hälfte den Ball verlor und dieser in die Hände von Granger fiel, der daraufhin einen abartig schlechten Wurf nahm und der Ball mit Ansage nur auf dem Ring landete. Zu keiner Sekunde machte Granger den Eindruck, auch nur darüber nachzudenken, den Ball zum viel besser postierten Mitspieler zu passen. Wie würde er seinen Mitspielern schon damit helfen, öfter den Weg zum Korb zu suchen und den einfachen Pass nach außen zu spielen? Seine defensiven Qualitäten sind ebenfalls überschaubar, wenn auch nicht völlig unterirdisch. Alles in allem erinnert er an eine sehr viel schlechtere Version von Reggie Miller (Unterschiede: Granger reboundet besser, hat dafür den schlechteren Wurf und höchstwahrscheinlich die viel schlechteren Crunchtime-Qualitäten).

Es mag unfair erscheinen, so viel an Granger festzumachen. Schließlich kann auch er dafür nichts, wenn Mike Dunleavy nur noch ein Schatten vergangener Tage ist, nicht gegen Kirk Hinrich aufposten kann und John Salmons oder Luol Deng die Baseline unzählige Male sperangelweit aufmacht. Er kann auch nichts dafür, dass Jim O'Brien den bis dato exzellenten Troy Murphy im letzten Viertel viel zu lange auf der Bank schmoren lässt und T.J. Ford nach sehr guter leistung wieder auf die Bank setzt. Er muss sich allerdings dem Anspruch stellen, sein Team zu tragen, wenn er gebraucht wird. Und genau hier weiß man dann auch, warum Rose überhaupt als bester Point Guard gehandelt wird, während wohl kaum jemand Granger in die Diskussion um den besten Small Forward werfen wird: Der Point Guard der Bulls war da, als es drauf ankam, hat eine sehr gute Leistung im letzten Viertel gezeigt und ist dort als echter Anführer aufgetreten - kaum Ballverluste, sauber zu Ende gespielte Fastbreaks, beinahe immer die richtige Entscheidung getroffen, die Würfe, die vorher daneben gingen, getroffen und auch seine Defensive um mindestens ein Level hochgeschraubt. Das Holz eben, aus dem potentielle Franchise-Spieler geschnitzt sind.

Dienstag, 9. Februar 2010

Eurocup, Alba vs. Aris Saloniki

Nach dem Besuch des Spiels letzte Woche gegen Badalona ging es heute erneut Richtung O2-World, wo heute Aris Saloniki empfangen wurde. Ohne größere Vorbereitung über das griechische Team muss diesmal das zwölf Seiten dünne Stadionheft herhalten, das Jeremy Richardson als Topscorer Salonikis ausgleicht und vom hervorragenden Backcourt-Duo Clark/Miles schreibt. Vor allem beeindruckt aber schon vor Beginn der Partie der mitgereiste Anhang Salonikis: Das erste mal, seit ich in Berlin europäischen Basketball regelmäßig verfolge, ist der Gästeblock wirklich voll und macht sich lautstark bemerkbar.

Was noch beeindruckender ist, als das Spiel angefangen hat: Andy Betts wird zwar mit einer Körpergröße von 2,16 Metern geführt, wirkt aber neben Blagota Sekulic wie ein Koloss von mindestens 2,30 Metern. Jetzt weiß ich, wovon Bill Simmons in seinem Book of Basketball redet, wenn er über imposante Erscheinungen am Spielertunnel redet. Betts wirkt jedenfalls so, als könnte er den Ball aus dem Stand dunken und schubst mit seinem massigen Körper den armen Sekulic auch im Post durch die Zone. Solange er keinen Ballverlust produziert, fürchten ein Kumpel und ich schon früh, wird er kaum am Punkten zu hindern sein, sollte er einmal anspielbereit im Lowpost warten. Dass Betts am Ende tatsächlich alle sechs Wurfversuche verwandelt, konnte man schon früh voraussehen. Meiner Erfahrung nach gibt es kaum Center dieser Masse in Europa, schon gar nicht im zweitklassigen Eurocup, weswegen Betts den Post nach Belieben dominiert. Dennoch ist er ein überraschend schwacher Verteidiger und Rebounder, was man besonders im zweiten Durchgang sieht.

Das Spiel an sich läuft recht ereignisarm ab: Alba führt schnell mit 10:3, kassiert dann einen 8:2-Lauf und von da an bleibt die Partie lange Zeit sehr eng. Keydren Clark versenkt mit dem Viertel-Buzzer zum 16:17 aus Sicht der Griechen, baut so Momentum auf und Saloniki gelingt es tatsächlich, im Laufe des zweiten Viertels auf 30:25 wegzuziehen. McElroy sorgt zwar mit einem Dreier für den Anschluss, aber zur Halbzeit liegt Alba dennoch 31:35 hinten. Was mir noch mehr Sorgen macht: Julius Jenkins wird von Hatzivrettas unglaublich stark verteidigt, wahlweise auch im Doppel mit Miles, und hat nur zwei Punkte (resultierend aus einem Fastbreak-Layup) zu Buche stehen. Halbzeit-Highlight neben einer kurzen Diskussion um Jenkins und einer eingehenden Betrachtung der griechischen Fans (Wieso hat der einen Dortmund-Schal? Wieviel Gyros hat ein mehr als beleibter Mittdreizig-Jähriger in grauem Adidas-Jogginganzug wohl schon gegessen?): Ein Halbzeitquiz, das zwei kleinen Kindern ohne jegliche Ahnung, was sie da eigentlich reden, Tickets für fünf kommende Bundesligaspiele beschert, einen langjährigen Fan und unregelmäßigen Hallenbesucher verzweifelt zurück lässt, weil er immer zuerst antworten musste und die Rotzlöffel mit "Das sagen wir auch" sich bis zur Schätzfrage retten konnten und dem Hallensprecher einen Gesichtsausdruck verleiht, als würde er jeglichen Moment komplett ausrasten (und das hätte ihm niemand verdenken können).

Wie dem auch sei, es wird ja auch noch Basketball gespielt: Alba kommt zwar offensiv recht holprig daher, spielt aber eine ausgezeichnete Verteidigung und lässt in den ersten sieben Minuten des dritten Viertels ganze vier Punkte zu. Nur zu blöd, dass Clark mit einem Dreier ins Gesicht von Wright Saloniki wieder mit 43:42 in Führung bringt, die bis zum Viertelende auf 47:44 ausgebaut wird. In der Viertelpause erinnere ich mich plötzlich an Richardson, der ja eigentlich Topscorer sein sollte. Ganze Null Punkte, nun ja. Die Freude währt nur kurz, da es um Jenkins immer noch nicht besser bestellt ist: Er hat immer noch kümmerliche zwei Punkte vorzuweisen und nimmt kaum am Spiel teil. Vielleicht wird ja das letzte Viertel besser, Pavicevic vertraut ihm jedenfalls noch. Absolutes Highlight der zweiten Spielhälfte war aber das Interview mit dem verletzten Adam Chubb vor dem letzten Viertel, live auf dem Videowürfel übertragen und hier in voller Länge wiedergegeben:

"Adam, which advice do you have for your team?"
"Stay focused, keep playing defense."
"What do you wanna say to the people in the O2-World?"
"Keep being loud."

Nicht nur mein Kumpel und ich lachen, auch Adam Chubb kann sich anschließend das Grinsen nicht verkneifen. Selbiges verging ihm aber relativ schnell, als Saloniki auf 56:48 wegzieht. Macht nichts, Wright und Dojcin bringen Alba wieder auf drei Punkte ran, während der griechische Fanblock neben mir sichtlich nervöser wird und, stilecht mit Geldscheinen wedelnd, den Schiedsrichtern schon während des dritten Viertels Bestechung vorwirft, als ein (berechtigtes) Flagrant Foul gegen Saloniki gepfiffen wird. Im Anschluss verpasst es Alba, das Spiel auszugleichen, als erst Dojcin klar und dann Jenkins denkbar knapp offene Dreier verwerfen. Falls jemand den Dreier von Jenkins sehen sollte, wird er das Entsetzen nachvollziehen können, als der Ball nach einer gefühlten Ewigkeit doch noch aus dem Ring sprang. Clark killt mit fünf Punkten in Serie und Jenkins mit einem Airball aus der Distanz jegliches Momentum und als Kakiouzis von Downtown zum 63:53 trifft, muss ich widerwillig dem griechischen Fan Recht geben, der sich am Blockrand aufbaut und in unsere Richtung übertrieben theatralisch deutlich macht, dass das Spiel vorbei ist. Wobei ich in dem Moment lieber etwas nach ihm geworfen hätte (womit wir wieder dabei wären, dass Stadionmagazine mit zwölf Seiten deutlich zu dünn sind!).

Trotzdem, drei Minuten sind ja noch zu spielen, vielleicht geht da was. Wright mit einem Pull up-Jumper, aber leider stand ein Fuß auf der Linie. Sekulic trifft einen Hakenwurf, 57:63. Auszeit. Anschließend punktet Saloniki wieder nicht, Wright zieht energisch zum Korb, wird gefoult, macht den Korbleger dennoch und die Halle explodiert, bis durchgesagt wird, dass das Foul vor dem Wurf stattgefunden hätte. Nicht, dass man die Continuation-Regel zwangsläufig so großzügig auslegen muss wie in der NBA, liebe Schiedsrichter. Aber wenn Wright da noch nicht in der Wurfbewegung war, kann man die Regel auch gleich sein lassen. Sei's drum, wieder zieht Wright zum Korb, wird diesmal tatsächlich während des Wurfes gefoult und macht beide Freiwürfe. Erneut macht Saloniki keine Punkte, erneut zieht Wright, der jetzt völlig durchdreht, in die Zone, trifft seinen Korbleger aber nicht. Offensiv-Rebound von McElroy, der einen völlig krummen Wurf per Brett reinmacht und zum zweiten Mal die Frage aufwirft, wann man eigentlich noch Bonusfreiwürfe verteilen will. Ich bilde mir immer noch ein, das Klatschen bis zu meinem Platz in der 12. Reihe gehört zu haben. Anyway, 61:63 bei noch 9,9 Sekunden. Ladies, Gentlemen, we have a game!

Clark wird gefoult, ich fluche innerlich schon, realisiere dann aber, dass Alba noch ein Foul zu geben hatte. Der zweite Einwurf wird besser verteidigt und Miles muss zu Kakiouzis passen, der vorher schon zwei Freiwürfe vergab. Die Hoffnung auf mindestens eine Verlängerung ist also berechtigt. Der erste Freiwurf driftet zwar stark nach links, findet aber mit Hilfe des Rings noch seinen Weg durch die Reuse. Der zweite sitzt perfekt, Swish. Das Spiel ist gelaufen, weshalb Wright auch gar keinen Dreier mehr nimmt, sondern einen kruden Layup versucht, der auch wieder aus dem Ring springt. Schlusssirene, 61:65, jubelnde griechische Fans, erneute Feststellung, dass Stadionmagazine niemals nur zwölf Seiten umfassen sollten und die Hoffnung, trotz der Niederlage noch mehr als einmal den Europacup besuchen zu dürfen.

Die Kunst des Coachens

Vielen wird der 123:117-Sieg der Orlando Magic gegen die New Orleans Hornets in Erinnerung bleiben, weil Vince Carter mit 48 Punkten das erste mal im Trikot Orlandos wirklich spektakulär spielte. Manchen wird es vielleicht als eines der besseren Spiele der Regular Season in Erinnerung bleiben (obwohl davon eher nicht auszugehen ist). Jeff Bower, Headcoach der New Orleans Hornets, wird es hoffentlich als Lehrstunde in Erinnerung bleiben, waren seine Entscheidungen doch ein Hauptkriterium für das Verspielen eines Elf Punkte-Vorsprungs im letzten Viertel.

Am Anfang sollte natürlich die Frage stehen, wie es Carter überhaupt auf 48 Punkte schaffen konnte. Da wäre zum einen Morris Peterson zu nennen, der sich schon in Toronto mitverantwortlich für Bryants 81 Punkte fühlen durfte und als ein ohnehin schwacher Verteidiger auf der Zwei gilt. Trotz einiger obskuren Entscheidungen Carters gerade im ersten Durchgang verstand selbst Half Man - Half Season, was ihm da gerade auf dem Silbertablett serviert wurde: Ein ums andere mal ließ er Peterson mit einfachen Täuschungen stehen, zog agressiv zum Korb oder nahm einen völlig freien Pull up-Jumper. Der erste Lauf Orlandos wurde zwar nicht von Carter eingeläutet, aber auf diese Art und Weise übernahm er kurzzeitig das Spiel. Kurzzeitig deshalb, weil Bower die logische Entscheidung traf, mit Posey seinen besten Perimeter-Verteidiger gegen Carter zu stellen, der daraufhin untertauchte und hauptsächlich schwierige Turnaround-Jumper nahm, die allesamt ihr Ziel verfehlten. So weit, so gut und Stan van Gundy gönnte Carter mit der Schlussirene des dritten Viertels eine Pause; setzte seinen Shooting Guard erst wieder neun Minuten vor Ende der Partie ein. Bower beging jedoch den schwerwiegenden Fehler, Posey in dieser Zeit nicht zu schonen.

Die Magic starteten mit Howard, Gortat, Williams, Pietrus und Barnes ins letzte Viertel. Selbst Morris Peterson kann nicht dafür sorgen, dass sich plötzlich Mickael Pietrus oder Matt Barnes in einen offensiven Rausch spielen. Wieso wurde der an diesem Abend mit Abstand schwächste Spieler der Hornets nicht einfach für die Zeit auf den Court geschickt, während der sich Carter ausgeruht hat? Posey hätte ebenfalls regenerieren und mit frischen Kräften gegen Carter arbeiten können. Als Carter zurückkehrte, spielte Posey anfangs noch sehr gute Defense, baute aber in der Folgezeit merklich ab. Kein Wunder, dass Carter erst gegen Ende der Partie richtig aufdrehen konnte und dabei sogar zweimal gegen Posey aus dem Dribbling heraus punkten konnte. Seine übrigen Zähler sammelte Carter gegen Darius Songaila, den ich in der nächsten Zeit in Sachen "schlechtester aktiver Pick-and-Roll Verteidiger" im Auge behalten werde. Posey wird an dieser Stelle ausdrücklich in Schutz genommen, denn es dauert eben seine Zeit, sich durch einen Block von Howard zu kämpfen (und das durfte er über weite Strecken des letzten Viertels machen). Wieso Songaila aber zwei Picks in Folge erst überhaupt nicht bei Carter steht und ihm dann zwei Meter Raum gewährt, damit Carter zwei Dreier versenken konnte, frage ich mich immer noch.

Eine mögliche Lösung, wenn auch auf den ersten Blick etwas ulkig erscheinend: Aaron Gray hat sich gegen Carters Layups gerade im zweiten Viertel bewährt. Was sprach dagegen, ihn und West statt West/Songaila aufzustellen? West ist beileibe kein Shutdown-Verteidiger, schon gar nicht für einen Spielertyp wie Carter. Aber wieso nicht Risiko spielen und West bei solchen Picks direkt am Mann belassen, mit Gray als Absicherung hinten? Ballhog Vince wäre im Leben nie auf die Idee gekommen, den Ball zu Howard/Gortat durchzustecken (auch das bewies er in der ersten Hälfte). Zumindest hätte man so die Punkte nicht kampflos abgegeben, da Orlando streckenweise nur von diesem Spielzug lebte.

Für den offensiven Spielplan kann und will ich Bower keine Vorwürfe machen (wie auch bei 117 Punkten und 51,7% aus dem Feld?). Gerade Collison hat seinen Part, gegen Williams zu ziehen, wunderbar erfüllt. Mit einem guten Shooting Guard hätten die Hornets vermutlich gewonnen, da Carter trotz seiner 48 Punkte auf der anderen Seite des Feldes erneut eine absolute Katastrophe war. Niemand kann mir erzählen, dass das Monsterspiel von Stojakovic und die Tatsache, dass er sich der Deckung bzw. Help-Defense Carters erfreuen konnte, in keinem Zusammenhang stehen. Verdammt, selbst James Posey hat Carter zweimal stehen lassen. Die Tatsache, dass New Orleans trotz der guten Offensive nicht gewonnen hat, liegt aber daran, dass Bower seinen defensiven Spielplan in der zweiten Hälfte nie an den der Magic anpassen konnte und klassisch ausgecoacht wurde. Im gleichen Atemzug Kudos an van Gundy, der das Howard/Carter Pick and Roll bis zum letzten Tropfen gemolken hat, ohne je Angst haben zu müssen, dass es anständig verteidigt wird.

Montag, 8. Februar 2010

Magic @ Celtics - Ein paar Notizen

- Auch wenn es die Kommentatoren schon zehnmal gesagt haben: Zum neunten Mal seit Weihnachten verspielen die Celtics eine zweistellige Führung.

- Kendrick Perkins kann Dwight Howard nur für eine Hälfte verteidigen. Oder die Celtics hatten einfach nur Glück, dass Howard in der ersten Halbzeit nicht spielen konnte.

- Obwohl statistisch gesehen Vince Carters Spiel in Ordnung war (20 Punkte, je 3 Rebounds und Assists, 7/13 aus dem Feld), hat er sich in der zweiten Halbzeit mal wieder versteckt bzw. ist nie wirklich aufgefallen. Half-Man Half-Game?

- Unerwartet, aber gut: Kevin Garnett erinnert wenigstens im letzten Viertel an seine alten Tage, spielt knallharte Defense, nimmt sogar in der Offensive Würfe in der wichtigeren Phase und zeigt wieder Emotionen. Nach den letzten Wochen muss man konstatieren, dass die Celtics nur in dieser Form Garnetts ein ernsthafter Herausforderer für die Cavaliers sein können.

- Zwei Spiele der Celtics habe ich in der letzten Woche gesehen. Gegen Miami traf Rajon Rondo zwei seiner drei Versuche von Downtown (dabei zwei Würfe bei ablaufender Wurfuhr), gegen die Magic versenkte er beide Versuche aus der Distanz (einer bei ablaufender Uhr). Nur ein kleines Auflodern seiner Wurffährigkeit oder ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird?

- Der League Pass hat zum ersten Mal in dieser Saison genervt und mich das komplette zweite Viertel verpassen lassen. Unangenehme Erinnerungen an die Playoffs und Sonntagabendspiele des Vorjahres wurden wach.

- Selten hat das +/- Rating meinen Eindruck über einen Spieler so bestätigt: Matt Barnes war mit +25 unangefochtener Leader auf Seiten der Magic. Überraschend nur, dass Tony Allen mit -11 tatsächlich noch schlechter war als Rasheed Wallace.