Dienstag, 20. April 2010

Änderungen

Den meisten dürfte es schon aufgefallen sein, aber um es mal auch hier zu veröffentlichen: Ich werde in Zukunft alles, was die NBA anbelangt, im NBA-Blog schreiben. Beinahe alle Playoff-Previews sowie eine (sehr) kurze Zusammenfassung meiner Gedanken zum ersten Playoff-Wochenende sind dort schon online.

Was das für Win or go home bedeutet? Natürlich zunächst einmal seltenere Einträge, gerade zu Zeiten der NBA-Playoffs. Ich bin zwar Basketballfan, aber eben speziell an der NBA interessiert. Allerdings werde ich auch hier weiterhin regelmäßig über alles, was nicht mit der NBA zu tun hat, bloggen. Wer also Lust hat, über BBL, europäische Wettbewerbe, NCAA und internationale Turniere wie EM und WM zu lesen, kann hier weiterhin vorbeischauen. Zum Eurocup-Finale von Alba wollte ich etwas schreiben, habe es aber verbockt, weil selbst ich noch so etwas wie Freizeit habe :) Zu den BBL-Playoffs kommt dann aber auch wieder mehr. Versprochen.

Dienstag, 6. April 2010

Feared the deer?

Es war eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Ein kleiner, unbeachteter Trade zur Deadline zwischen den Bucks und Bulls brachte mit John Salmons einen veritablen Flügelscorer in die Bierstadt, nachdem dieser sich in Chicago entbehrlich gemacht zu haben schien. Die Bucks standen bei einer Bilanz von 24-28, jegliche Anfangseuphorie um Rookie-guard Brandon Jennings war verflogen und das Wort Playoffs nahm schon lange kein Mensch mehr in den Mund, wenn es um die Franchise aus Wisconsin ging. Eineinhalb Monate später haben die Milwaukee Bucks 18 ihrer 24 Spiele seit dem trade gewonnen, liegen komfortabel auf Rang sechs in der Eastern Conference und sind das Team, auf das niemand so wirklich treffen will in der ersten Runde. Salmons hat sich prächtig eingelebt, Jennings hat die Rookie Wall durchbrochen und Andrew Bogut spielte so, als wenn er schon immer zu den besten Centern der NBA gehören würde. Und das meine ich durchaus ernst: Postmoves, ein wackeliger Mitteldistanzwurf, ein für einen Center viel zu gutes Auge für den Mitspieler (plus Fähigkeit, auch anspruchsvolle Pässe an den Mann zu bringen) sowie bärenstarke Verteidigung. Ganz ehrlich, wenn ich mir seine Leistungen im März angesehen habe, muss ich sagen: Er war für diese eineinhalb Monate der defensiv beste Center der Liga. Trotz eines Dwight Howard oder Marcus Camby in guter Verfassung.

So schön sich das alles auch liest, es ist nunmehr Makulatur: Andrew Bogut verletzte sich gegen die Phoenix Suns so schwer, dass die Saison für ihn beendet ist. Nicht nur in deutschen Landen fragt man sich, ob es das nun gewesen sei für die Bucks. Meine kurze wie niederschmetternde Antwort: Ja. Bogut war für dieses Team zu wichtig. Er zog in der Offensive oft genug Double-Teams und schaffte somit Platz für die Dreierschützen. Er war für Jennings eine verlässliche Größe im Pick and Roll, was gerade für einen unerfahrenen Guard, wie es Jennings nun einmal ist, besonders wichtig ist. Er hat die Rebounds geholt und gegnerische Guards am eigenen Brett abgeräumt, nachdem sie Jennings eher einmal mehr als weniger durchbrechen ließ. All' das wird den Bucks nun fehlen, wenn sie in der Postseason antreten werden.

Luc Richard Mbah a Moute, Ersan Ilyasova, Kurt Thomas und Dan Gadzuric (brrrrrr!) heißen fortan die Big Men der Bucks - wer soll davor Angst haben? Wie wollen sie einen O'Neal (sofern fit, aber Matchup unwahrscheinlich), Howard, Perkins, Garnett oder Horford verteidigen? Wer spielt mit Jennings das Pick and Roll, ohne dass der Gegner vorher weiß, dass der Point Guard aufgrund mangelnder Fähigkeiten seines Partners ohnehin abschließen wird? Wer soll einem Rondo, Nelson oder Johnson Angst machen, wenn diese in der Zone auftauchen? Wie wird es John Salmons ergehen, wenn sich sämtliche Defensivpläne auf ihn konzentrieren? Ich denke, die Probleme dürften offenkundig sein.

Es tut mir jedenfalls unendlich leid für Milwaukee, dass sie ihre Wandlung vom ungeliebten Kind der Liga zu einer der Überraschungen des Jahres nur unwürdig werden abschließen können. Niemand wird mehr "Fear the deer", Slogan des Wandels mit unbekannter Herkunft, brüllen. Boston dürfte noch einen Anreiz mehr haben, Rang drei in der Eastern Conference zu erkämpfen, denn ohne Bogut werden die Bucks das schwächste aller Playoff-Teams im Osten sein. Sollten sie gar auf Rang Sieben zurückfallen, kann Howard sich schon einmal einen 20-20er Schnitt für die erste Runde eintragen lassen. Aber bei aller Häme, die den Bucks in der Endrunde vermutlich entgegen kommen wird - es sollte dran gedacht werden, was dieses Team nach der Trading Deadline geleistet hat und wie gefährlich es hätte sein können. I feared the deer. Not anymore.

Montag, 5. April 2010

Entschuldigung

Als Blogger ist es mir möglich, persönliche Meinungen zu veröffentlichen, ohne die kritisch-neutrale Distanz zu wahren, die man von professionellen Journalisten erwartet. Was auf der einen Seite Segen ist, weil man nicht auf jedes Wort achten muss, ist es auf der anderen Seite Fluch, weil man voreilig Schlüsse aus einzelnen Partien zieht. In diesem Sinne ist es an mir, mich bei Russell Westbrook zu entschuldigen, als ich ihn für seine Verteidigung angriff und in der Folge als eher schlechten Verteidiger betrachtete. Nachdem ich in letzter Zeit vermehrt Partien der Thunder gesehen habe, muss ich mein Urteil revidieren. Auch wenn ich dabei bleibe, dass er gegen Deron Williams sehr, sehr alt aussah.

Jedenfalls, insgesamt ist Westbrook ein deutlich besserer Verteidiger am Mann, als ich zunächst dachte. Das hängt zum einen mit seiner Schnelligkeit (gerade im Seitwärtsschritt!) zusammen, die es ihm ermöglicht, vor den meisten Angreifern zu bleiben. Zum anderen hat er doch relativ flinke Arme, wie er unter anderem gegen Johnny Flyyn letzte Nacht oder auch gegen Rajon Rondo bewies. Das ermöglicht ihm logischerweise ein insgesamt gutes Paket, um eine erstklassige Defensivklette zu sein, die den Angriff sowohl am Mann als auch in Passwegen terrorisiert. Ehrlich gesagt fand ich sogar diese Fähigkeit Westbrooks in der Verteidigung mit am beeindruckendsten - das Wissen, wann er in Passwege springen kann und dennoch seinen Mann nicht blank stehen lässt. Das hängt zum einen damit zusammen, dass er fast immer seine Finger an den ball kriegt, was für ein gutes Spielverständnis schließen lässt. Zum anderen kann er auch Passwege vorher antizipieren und hat ein untrügliches Gespür dafür, wann sein direkter Gegenspieler kein Teil der Offensivplanungen ist und er somit gegen einen perplexen Gegner im Fall der Fälle schnell genug zurückrotieren kann.

Dennoch hat auch Westbrook ein paar Schwächen in der Defensive, die ich doch dauerhaft beobachtet habe. In besagtem Eintrag schrieb ich:
Erschwerend hinzu kommt, dass Westbrook auf JEDEN Pump-Fake reingefallen ist, der gegen ihn versucht wurde. Vier- oder fünfmal segelte er völlig unnötig durch die Luft. Was ihm nicht so extrem anzukreiden ist, aber auffällig war: Das mangelnde Kämpfen durch Screens. Ich erwarte nicht, dass er den Blocks eines Centers einfach durchläuft, als wäre er nicht vorhanden. Aber so viel Zeit, wie die Jazz durch simple Blocks gegen Westbrook gewannen, ist ungewöhnlich. Und so dermaßen gut waren sie dann auch nicht, dass kein Guard eine Chance gehabt hätte.
Was ich von meiner Kritik noch am ehesten als einmaligen Ausrutscher angesehen hätte, hat sich immer wieder gezeigt: Wenn Westbrook aus der Zone oder nach einem Pick and Roll gegen sich zum Perimeter eilt, fällt er auf jeden Pump Fake rein, was pro Spiel drei- bis viermal vorkommt. Wenn er erst bei der zweiten oder dritten Finte segeln geht - in Ordnung, dann hat sich die Verteidigung halbwegs geordnet und man kann ihm kaum einen Vorwurf machen. So ist aber gerade nach dem Pick and Roll die Defense der Thunder besonders anfällig (was mir einen weiteren Grund gibt, ihnen in den Playoffs geringe Chancen auf die zweite Runde einzuräumen), wobei das nur mein subjektiver Eindruck ist. Selbiges gilt für Screens und Blocks, durch die er sich zwangsläufig durchkämpfen muss: Er braucht viel zu lange, um sich durchzukämpfen und wieder zum Verteidiger zu kommen.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass Westbrook verdammt gut für sein Alter ist - wie der Rest des Teams. Ehrlich gesagt macht mir das für die Zukunft schon etwas Angst, wenn ich mir Durants Jumper ansehe, Greens Basketball-IQ und ein GM, der genau weiß, was er macht. Wenn Oklahoma City das Team beisammen hält und noch einen besseren Center findet, wird es richtig interessant. Es ist weit vorgegriffen, aber alleine der Grundstock Durant/Westbrook/Green/Harden verlockt dazu, etwas wie Dynasty zu schreien. Dazu müssen sie noch Erfahrungen in den Playoffs sammeln, beweisen, dass sie ihre Leistungen auch auf der größten aller Vereinsbasketballbühnen abliefern können. Man kann nie prognostizieren, ob Durant ein echter Winner sein wird, bevor er nicht in den Playoffs Gamewinner versenkt oder in den entscheidenden Situationen sein Spiel noch einmal auf eine andere Ebene gehoben hat. Aber das Potential zu etwas sehr, sehr großem ist in Oklahoma City zweifellos vorhanden.

Freitag, 2. April 2010

Meisterlich

Es war zwar von Beginn der Saison an klar, dass die Orlando Magic zu den Titelfavoriten gehören; zum einen wegen der Finalteilnahme im Vorjahr, zum anderen wegen des Trades, der Vince Carter nach Florida brachte. Ich persönlich habe den letzten Umstand eigentlich immer als Grund dafür angesehen, dass Orlando eher nicht zum zweiten Mal in Folge die Finals erreichen wird: Zu schlecht in der Defense, zu unkonstant und launisch, eine zu schlechte Wurfauswahl, macht seine Teamkollegen nicht besser - die Reihe der Argumente, die man gegen die ehemalige "Air Canada" anbringen konnte, war (und ist) lang. Dennoch spielt Orlando seit Saisonbeginn in den höchsten Gefilden der Eastern Conference mit, nahm unter anderem Revanche an den Lakers und besiegte erneut die Celtics oder Cavaliers auf dem Weg zum zweitbesten Record der Conference. Und spätestens mit dem Sieg letzte Nacht bzw. mit den damit für mich verbundenen Erkenntnissen muss ich zugestehen: Orlando ist momentan für mich der Topfavorit auf den Titel.

Ursprung dieser These ist, wie sollte es anders sein, die Präsenz von Dwight Howard. Seine Freiwürfe mögen noch so selten ihr Ziel finden (wobei ich das bis heute nicht kapiere: Mal wirft er mehrere nacheinander ohne Ringberührung rein, mal muss man froh sein, wenn der Ball überhaupt den Ring berührt), er hat offensiv in dieser Saison für mich einen deutlichen Sprung gemacht. War er früher der typische Athletikfreak ohne irgendeine Möglichkeit, den Ball nicht mit einem Dunking durch die Reuse zu befördern, hat er mittlerweile ein überschaubares Arsenal an Moves aus dem Post. Ein beidhändiger Running Jump Hook sowie up and under sind zwar nichts weltbewegendes, aber sie machen sein Spiel spürbar variabler. Dazu kommt, dass er mittlerweile seine linke Hand entdeckt hat und somit die Verteidiger zusätzlich vor Probleme stellen kann. Von seiner Verteidigung muss ich eigentlich kaum reden: Nachdem er zu Beginn seines NBA-Daseins noch ein kläglicher Postverteidiger war, hat er sich da deutlich gebessert und ist ansonsten die Lebensversicherung der Magic, dass die gegnerischen Guards nicht zu oft einfache Punkte nach Pick and Rolls erzielen. Wenn er auch noch anfangen würde, die Würfe so zu blocken, dass daraus ein Ballbesitz der Magic resultiert, statt sie auf die Tribüne zu pfeffern, wäre ich beinahe wunschlos glücklich.

Wie dem auch sei, was mich wirklich optimistisch macht, was die Meisterschaftsträume angeht: Die Flügel sind defensiv mit Pietrus und Barnes sehr gut besetzt, dazu mit Carter und Reddick zwei offensive Varianten, die mit Pietrus/Barnes kombiniert werden können. Da das gesamte Team über eine hohe Spielintelligenz verfügt, kann Orlando auch die Vorteile, die dieses Lineup bietet, sehr gut nutzen: Pietrus schenkte Dallas vergangene Nacht Punkte en masse ein, als er sein Matchup gegen Terry hatte; Carter tat selbiges, als er von Kidd verteidigt wurde (wobei ich es hasse, Carter irgendeine Art von größerer Spielintelligenz zu bescheinigen!). Jedes mal, wenn der Gegner dann etwass Platz zwischen sich und einem der Orlando-Flügel lässt, um für den Drive gewappnet zu sein, wird eiskalt der Dreier genommen (und hochprozentig versenkt). Unnötig zu erwähnen, dass Howard somit mehr Platz in der Mitte kriegt, um seinen Gegenspieler vorzuführen. Kombiniert man diesen Spielstil mit der Tatsache, dass in Orlando die meisten Spieler sehr gut passen können und der Ball somit blitzschnell um den Dreierbogen zirkuliert, wenn Howard gedoppelt wird, hat man ein für meine Begriffe nahezu kaum zu verteidigendes Spielsystem. Es ist wahr, dass Orlando in starkem Maße vom Dreier abhängig ist, aber sie haben mittlerweile so viele andere Waffen, dass die Formel Orlando - Dreier = Niederlage nicht mehr unbedingt zutrifft. Und genau der Umstand sollte allen anderen Angst machen.