Dienstag, 6. April 2010

Feared the deer?

Es war eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Ein kleiner, unbeachteter Trade zur Deadline zwischen den Bucks und Bulls brachte mit John Salmons einen veritablen Flügelscorer in die Bierstadt, nachdem dieser sich in Chicago entbehrlich gemacht zu haben schien. Die Bucks standen bei einer Bilanz von 24-28, jegliche Anfangseuphorie um Rookie-guard Brandon Jennings war verflogen und das Wort Playoffs nahm schon lange kein Mensch mehr in den Mund, wenn es um die Franchise aus Wisconsin ging. Eineinhalb Monate später haben die Milwaukee Bucks 18 ihrer 24 Spiele seit dem trade gewonnen, liegen komfortabel auf Rang sechs in der Eastern Conference und sind das Team, auf das niemand so wirklich treffen will in der ersten Runde. Salmons hat sich prächtig eingelebt, Jennings hat die Rookie Wall durchbrochen und Andrew Bogut spielte so, als wenn er schon immer zu den besten Centern der NBA gehören würde. Und das meine ich durchaus ernst: Postmoves, ein wackeliger Mitteldistanzwurf, ein für einen Center viel zu gutes Auge für den Mitspieler (plus Fähigkeit, auch anspruchsvolle Pässe an den Mann zu bringen) sowie bärenstarke Verteidigung. Ganz ehrlich, wenn ich mir seine Leistungen im März angesehen habe, muss ich sagen: Er war für diese eineinhalb Monate der defensiv beste Center der Liga. Trotz eines Dwight Howard oder Marcus Camby in guter Verfassung.

So schön sich das alles auch liest, es ist nunmehr Makulatur: Andrew Bogut verletzte sich gegen die Phoenix Suns so schwer, dass die Saison für ihn beendet ist. Nicht nur in deutschen Landen fragt man sich, ob es das nun gewesen sei für die Bucks. Meine kurze wie niederschmetternde Antwort: Ja. Bogut war für dieses Team zu wichtig. Er zog in der Offensive oft genug Double-Teams und schaffte somit Platz für die Dreierschützen. Er war für Jennings eine verlässliche Größe im Pick and Roll, was gerade für einen unerfahrenen Guard, wie es Jennings nun einmal ist, besonders wichtig ist. Er hat die Rebounds geholt und gegnerische Guards am eigenen Brett abgeräumt, nachdem sie Jennings eher einmal mehr als weniger durchbrechen ließ. All' das wird den Bucks nun fehlen, wenn sie in der Postseason antreten werden.

Luc Richard Mbah a Moute, Ersan Ilyasova, Kurt Thomas und Dan Gadzuric (brrrrrr!) heißen fortan die Big Men der Bucks - wer soll davor Angst haben? Wie wollen sie einen O'Neal (sofern fit, aber Matchup unwahrscheinlich), Howard, Perkins, Garnett oder Horford verteidigen? Wer spielt mit Jennings das Pick and Roll, ohne dass der Gegner vorher weiß, dass der Point Guard aufgrund mangelnder Fähigkeiten seines Partners ohnehin abschließen wird? Wer soll einem Rondo, Nelson oder Johnson Angst machen, wenn diese in der Zone auftauchen? Wie wird es John Salmons ergehen, wenn sich sämtliche Defensivpläne auf ihn konzentrieren? Ich denke, die Probleme dürften offenkundig sein.

Es tut mir jedenfalls unendlich leid für Milwaukee, dass sie ihre Wandlung vom ungeliebten Kind der Liga zu einer der Überraschungen des Jahres nur unwürdig werden abschließen können. Niemand wird mehr "Fear the deer", Slogan des Wandels mit unbekannter Herkunft, brüllen. Boston dürfte noch einen Anreiz mehr haben, Rang drei in der Eastern Conference zu erkämpfen, denn ohne Bogut werden die Bucks das schwächste aller Playoff-Teams im Osten sein. Sollten sie gar auf Rang Sieben zurückfallen, kann Howard sich schon einmal einen 20-20er Schnitt für die erste Runde eintragen lassen. Aber bei aller Häme, die den Bucks in der Endrunde vermutlich entgegen kommen wird - es sollte dran gedacht werden, was dieses Team nach der Trading Deadline geleistet hat und wie gefährlich es hätte sein können. I feared the deer. Not anymore.

3 Kommentare:

Arndt hat gesagt…

finde es auch sehr sehr schade. :(
auch wie bogut sich verletzt hat ist an tragik eigentlich nicht mehr zu überbieten. ich hab mir das jetzt mehrmals angeschaut. amare hat da wirklich nix gemacht... beim dunking so unglücklich aufgekommen, au man...

Unknown hat gesagt…

Malte, ich widerspreche deiner Einschätzung in einigen, wenigen Punkten:

http://www.yabazz.com/yabazz-buzz/brandneu/367/ewig-gruesst-das-hirschtier-das-pech-der-milwaukee-bucks/

Malte Arndt hat gesagt…

Aus dem Urlaub zurück, daher erst jetzt die Antwort ;)

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob die Bucks wirklich garantiert in der ersten Runde rausgeflogen wären, weil sie mir dafür zu konstant gut waren. Klar, Regular Season und Playoffs sind zwei verschiedene Paar Schuhe (was ich ja auch selber oft genug betone), aber gegen Atlanta oder Boston hätte ich ihnen durchaus eine Chance gegeben. Gerade Atlanta hätte aus meiner Sicht sehr gut zu den Bucks gepasst, weil Bogut wohl der Center ist, der durch seine Qualitäten am Perimeter (Pick and Roll, passen) Horford am ineffektivsten macht und somit den in meinen Augen wichtigsten Defensivbaustein der Hawks hätte Schachmatt setzen können. Aber nun gut, ist Makulatur und ich sehe nicht, wie sie mit Thomas/Gadzuric in der Postseason was reißen wollen. Auch wenn mir die Tabellenstände in der Zeitung heute etwas anderes erzählen wollen :-)