Dienstag, 9. Februar 2010

Die Kunst des Coachens

Vielen wird der 123:117-Sieg der Orlando Magic gegen die New Orleans Hornets in Erinnerung bleiben, weil Vince Carter mit 48 Punkten das erste mal im Trikot Orlandos wirklich spektakulär spielte. Manchen wird es vielleicht als eines der besseren Spiele der Regular Season in Erinnerung bleiben (obwohl davon eher nicht auszugehen ist). Jeff Bower, Headcoach der New Orleans Hornets, wird es hoffentlich als Lehrstunde in Erinnerung bleiben, waren seine Entscheidungen doch ein Hauptkriterium für das Verspielen eines Elf Punkte-Vorsprungs im letzten Viertel.

Am Anfang sollte natürlich die Frage stehen, wie es Carter überhaupt auf 48 Punkte schaffen konnte. Da wäre zum einen Morris Peterson zu nennen, der sich schon in Toronto mitverantwortlich für Bryants 81 Punkte fühlen durfte und als ein ohnehin schwacher Verteidiger auf der Zwei gilt. Trotz einiger obskuren Entscheidungen Carters gerade im ersten Durchgang verstand selbst Half Man - Half Season, was ihm da gerade auf dem Silbertablett serviert wurde: Ein ums andere mal ließ er Peterson mit einfachen Täuschungen stehen, zog agressiv zum Korb oder nahm einen völlig freien Pull up-Jumper. Der erste Lauf Orlandos wurde zwar nicht von Carter eingeläutet, aber auf diese Art und Weise übernahm er kurzzeitig das Spiel. Kurzzeitig deshalb, weil Bower die logische Entscheidung traf, mit Posey seinen besten Perimeter-Verteidiger gegen Carter zu stellen, der daraufhin untertauchte und hauptsächlich schwierige Turnaround-Jumper nahm, die allesamt ihr Ziel verfehlten. So weit, so gut und Stan van Gundy gönnte Carter mit der Schlussirene des dritten Viertels eine Pause; setzte seinen Shooting Guard erst wieder neun Minuten vor Ende der Partie ein. Bower beging jedoch den schwerwiegenden Fehler, Posey in dieser Zeit nicht zu schonen.

Die Magic starteten mit Howard, Gortat, Williams, Pietrus und Barnes ins letzte Viertel. Selbst Morris Peterson kann nicht dafür sorgen, dass sich plötzlich Mickael Pietrus oder Matt Barnes in einen offensiven Rausch spielen. Wieso wurde der an diesem Abend mit Abstand schwächste Spieler der Hornets nicht einfach für die Zeit auf den Court geschickt, während der sich Carter ausgeruht hat? Posey hätte ebenfalls regenerieren und mit frischen Kräften gegen Carter arbeiten können. Als Carter zurückkehrte, spielte Posey anfangs noch sehr gute Defense, baute aber in der Folgezeit merklich ab. Kein Wunder, dass Carter erst gegen Ende der Partie richtig aufdrehen konnte und dabei sogar zweimal gegen Posey aus dem Dribbling heraus punkten konnte. Seine übrigen Zähler sammelte Carter gegen Darius Songaila, den ich in der nächsten Zeit in Sachen "schlechtester aktiver Pick-and-Roll Verteidiger" im Auge behalten werde. Posey wird an dieser Stelle ausdrücklich in Schutz genommen, denn es dauert eben seine Zeit, sich durch einen Block von Howard zu kämpfen (und das durfte er über weite Strecken des letzten Viertels machen). Wieso Songaila aber zwei Picks in Folge erst überhaupt nicht bei Carter steht und ihm dann zwei Meter Raum gewährt, damit Carter zwei Dreier versenken konnte, frage ich mich immer noch.

Eine mögliche Lösung, wenn auch auf den ersten Blick etwas ulkig erscheinend: Aaron Gray hat sich gegen Carters Layups gerade im zweiten Viertel bewährt. Was sprach dagegen, ihn und West statt West/Songaila aufzustellen? West ist beileibe kein Shutdown-Verteidiger, schon gar nicht für einen Spielertyp wie Carter. Aber wieso nicht Risiko spielen und West bei solchen Picks direkt am Mann belassen, mit Gray als Absicherung hinten? Ballhog Vince wäre im Leben nie auf die Idee gekommen, den Ball zu Howard/Gortat durchzustecken (auch das bewies er in der ersten Hälfte). Zumindest hätte man so die Punkte nicht kampflos abgegeben, da Orlando streckenweise nur von diesem Spielzug lebte.

Für den offensiven Spielplan kann und will ich Bower keine Vorwürfe machen (wie auch bei 117 Punkten und 51,7% aus dem Feld?). Gerade Collison hat seinen Part, gegen Williams zu ziehen, wunderbar erfüllt. Mit einem guten Shooting Guard hätten die Hornets vermutlich gewonnen, da Carter trotz seiner 48 Punkte auf der anderen Seite des Feldes erneut eine absolute Katastrophe war. Niemand kann mir erzählen, dass das Monsterspiel von Stojakovic und die Tatsache, dass er sich der Deckung bzw. Help-Defense Carters erfreuen konnte, in keinem Zusammenhang stehen. Verdammt, selbst James Posey hat Carter zweimal stehen lassen. Die Tatsache, dass New Orleans trotz der guten Offensive nicht gewonnen hat, liegt aber daran, dass Bower seinen defensiven Spielplan in der zweiten Hälfte nie an den der Magic anpassen konnte und klassisch ausgecoacht wurde. Im gleichen Atemzug Kudos an van Gundy, der das Howard/Carter Pick and Roll bis zum letzten Tropfen gemolken hat, ohne je Angst haben zu müssen, dass es anständig verteidigt wird.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hey, hier ist ja noch ein NBA Blog.
Und dann auch noch von einem "Namensvetter"... ok tu trägst meinen Vor als deinen Nachnamen. *g*
Kommt hier jetzt regelmäßig was? Wäre cool, Potential ist auf jeden Fall da! :-)

Malte Arndt hat gesagt…

Danke, der erste Kommentar nach einem Jahr *strike* ;)

Es soll hier jetzt auf jeden Fall regelmäßig was kommen, sogar möglichst täglich, falls es denn die Spiele, Gerüchte und Trades hergeben. Aber ich bin da ganz optimistisch.

Arndt hat gesagt…

coole sache, endlich bin ich mal erster ;-)
ich bleib dann mal am ball hier.
finds übirgens lustig, dass du meinen vor als deinen nachnamen trägst *g* das findet man nicht so oft