Mittwoch, 10. Februar 2010

Indiana, here you go

Zugegeben, aus einem Spiel kann man sich schlecht eine Meinung über die Probleme eines Teams bilden. Wirkliche Substanz erreicht die Bewertung erst nach fünf, sechs Spielen gegen unterschiedlich agierende Gegner, weshalb ich hier auch eher eine Art Zwischenurteil über die Indiana Pacers schreiben will. Vor der Saison habe ich dem Team Chancen auf den achten Platz im Osten eingeräumt, da der Kader durchaus prominent besetzt ist und der Brandherd Jack/Ford (wenn auch mit dem falschen Ausgang) beigelegt wurde. Nach einem guten Saisonstart, der aber im allgemeinen Trubel um Brandon Jennings unterging, ging es steil bergab mit der Franchise aus Indianapolis und mittlerweile wird es mucksmäuschenstill, wenn man über die Pacers reden will. Gestern Nacht stand ein Duell gegen den Divisionsrivalen aus Chicago an, das ich mir eigentlich nur angesehen habe, weil in ein paar Diskussionen Derrick Rose als möglicherweise bester Point Guard der Liga genannt wurde (was sich, erwartungsgemäß, als falsch herausstellen sollte). Viel auffälliger als die lange Zeit schwache Partie von Rose waren aber eklatante Mängel im Spiel der Pacers, die mich zu diesem (ungeplanten) Blogeintrag bewegt haben.

Da wäre zum einen die Transition-Defense zu nennen, wobei wohl die meisten Teams gegen Chicago in dieser Hinsicht schlecht aussehen. Den besten Job hat dabei noch Earl Watson in der Verteidigung von Derrick Rose gemacht, während der Rest der Spieler ohne erkenntliche Ordnung über den Court hasteten und so immer wieder einfache Punkte für Chicago ermöglichten. Mal erfreute sich Kirk Hinrich an der Dreierlinie über unglaubliche Freiräume und vollendete im dritten Viertel zwei Fastbreaks in Folge, die sich ähnlicher kaum sein könnten: Rose sprintet auf der rechten Seite den Court runter, Deng nimmt die mittlere Lane und Hinrich postiert sich an der Dreierlinie. Watson hält sich vor Rose, während Rush und Granger sich zu Deng orientieren und somit Rose einen viel zu einfachen Pass auf Hinrich ermöglichen. Oft genug konnte Rose aber auch selber per Layup abschließen oder es zumindest versuchen, optional war auch eine aus dem Break resultierende Staffette um die Dreierlinie rum, während sich die Pacers immer noch nicht sortieren konnten. Das nur mal als kurze Anmerkung, aber dass man sich besser nicht auf die Verteidigung in Indiana verlassen sollte, wusste man schon vor Saisonbeginn.

Viel schlimmer sind da schon die offensiven Mängel, die besonders im letzten Viertel zu Tage traten, als sich Chicago tatsächlich mal darauf besann, nicht in einen Shootout mit Indiana zu gehen, sondern lieber das Tempo deutlich zu drosseln. Völlig ideenlos dribbelten Watson oder Ford im Halbfeld umher, etliche Male wurde sich der Ball am Perimeter zugepasst, kaum ein Pick and Roll wurde gespielt. Lediglich Roy Hibbert versuchte mal, Position im Lowpost zu beziehen, wobei ich es niemandem verdenken will, wenn er angesichts der äußerst grobmotorischen Moves von Hibbert sich ein Anspiel drei- oder viermal überlegt. Angesichts der erschreckenden Vorstellung, die die restlichen vier Akteure im Halbfeld ablieferten, wäre das eventuell eine Maßnahme gewesen, um wenigstens ein bisschen Raum an der Dreierlinie zu schaffen. Einfacher konnten es die Pacers den Bullen in der Verteidigung kaum machen und wenn der regelmäßige Abschluss eines Angriffs darin besteht, dass bei ablaufender Wurfuhr ein gut verteidigter Sprungwurf genommen wird, erzielt man in einem Viertel selten mehr als 15 Punkte (In den drei vorherigen Vierteln erzielte Indiana 86 Zähler!).

Ein weiteres und viel evidenteres Problem, das während des Offensivkollaps' im letzten Viertel deutlich wurde: Indiana hat niemanden, der in einer entscheidenden Phase das Spiel an sich reißen kann. Eigentlich wäre ja Danny Granger für diese Aufgabe vorgesehen, aber seine Eindimensionalität am gestrigen Abend hat mich erschreckt. Beinahe ausnahmslos warf er aus 18 bis 20 Fuß Entfernung auf den Korb, brachte kein überraschendes Element ins Spiel, zog kaum zum Korb und kreierte sich somit auch kaum einen guten Wurf. Ich will kein endgültiges Urteil sprechen und ihm auch nicht jegliche Crunchtime-Fähigkeiten versagen (dafür erinnere ich mich noch zu gut an das letzte Jahr), aber was sich sagen lässt: Granger ist kein Franchise-Spieler und keiner, der der beste Spieler im eigenen Team sein sollte, wenn man etwas gewinnen will. das Problem der Pacers lässt sich also sehr gut damit beschreiben, dass Granger ihr bester Spieler ist. Den Großteil seiner 27 Punkte erzielte er während des Run-and-Gun Spieles der ersten drei Viertel, als er sehr oft völlig freie Würfe nehmen konnte. Im letzten Viertel verstand er es nicht, wie schon erwähnt, seine Spielweise umzustellen und auch mal zum Korb zu ziehen, obwohl er durchaus explosiv ist. Er ist auch kein Spieler, der seine Teamkollegen besser macht. Bestes Beispiel hierfür war eine Sequenz, als Chicago in der eigenen Hälfte den Ball verlor und dieser in die Hände von Granger fiel, der daraufhin einen abartig schlechten Wurf nahm und der Ball mit Ansage nur auf dem Ring landete. Zu keiner Sekunde machte Granger den Eindruck, auch nur darüber nachzudenken, den Ball zum viel besser postierten Mitspieler zu passen. Wie würde er seinen Mitspielern schon damit helfen, öfter den Weg zum Korb zu suchen und den einfachen Pass nach außen zu spielen? Seine defensiven Qualitäten sind ebenfalls überschaubar, wenn auch nicht völlig unterirdisch. Alles in allem erinnert er an eine sehr viel schlechtere Version von Reggie Miller (Unterschiede: Granger reboundet besser, hat dafür den schlechteren Wurf und höchstwahrscheinlich die viel schlechteren Crunchtime-Qualitäten).

Es mag unfair erscheinen, so viel an Granger festzumachen. Schließlich kann auch er dafür nichts, wenn Mike Dunleavy nur noch ein Schatten vergangener Tage ist, nicht gegen Kirk Hinrich aufposten kann und John Salmons oder Luol Deng die Baseline unzählige Male sperangelweit aufmacht. Er kann auch nichts dafür, dass Jim O'Brien den bis dato exzellenten Troy Murphy im letzten Viertel viel zu lange auf der Bank schmoren lässt und T.J. Ford nach sehr guter leistung wieder auf die Bank setzt. Er muss sich allerdings dem Anspruch stellen, sein Team zu tragen, wenn er gebraucht wird. Und genau hier weiß man dann auch, warum Rose überhaupt als bester Point Guard gehandelt wird, während wohl kaum jemand Granger in die Diskussion um den besten Small Forward werfen wird: Der Point Guard der Bulls war da, als es drauf ankam, hat eine sehr gute Leistung im letzten Viertel gezeigt und ist dort als echter Anführer aufgetreten - kaum Ballverluste, sauber zu Ende gespielte Fastbreaks, beinahe immer die richtige Entscheidung getroffen, die Würfe, die vorher daneben gingen, getroffen und auch seine Defensive um mindestens ein Level hochgeschraubt. Das Holz eben, aus dem potentielle Franchise-Spieler geschnitzt sind.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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