Samstag, 20. März 2010

Beobachtungen

Bislang habe ich die NCAA-Saison kaum verfolgt. Klar, das eine oder andere Spiel von Kentucky oder Gonzaga, einer gewissen Prise Patriotismus sei Dank, hat man gesehen, aber seitdem mich ein schlechter Kabelempfang in der neuen Wohnung um NASN/ESPN America brachte, ließ das Interesse am College-Basketball doch stark nach. Mit Beginn der March Madness entflammte selbiges aber wieder, weshalb ich mich am Donnerstag nach stundenlangem Hören von Podcasts und Studium der eingängigen Seiten halbwegs vorbereitet die Partie zwischen Robert Morris und Villanova sah.

Dass die South Region die wohl schwächste Region im diesjährigen Turnier ist, war schon vorher eingängige Meinung. Wer sieht, wie sich Villanova als zweiter Seed präsentiert, weiß auch, warum. Völlig uninspiriertes Spiel, gnadenlose Unterlegenheit im Rebounding und eine Anzahl schlechter Würfe, wie sie selbst auf NCAA-Niveau unüblich ist. Der Backcourt der Wildcats, Fisher und Reynolds, haben mich alles andere als überzeugt. Dabei fand ich gerade Fisher unterirdisch schlecht: Katastrophale Wurfauswahl (in der Hinsicht schlechtester in seinem Team), kein Bemühen, seine Mitspieler besser zu machen und eine lasche Verteidigung. Ich dachte eigentlich, dass das Spiel mit dem Dreier plus Foul von Karon Abraham (Wieso hat er mich die ganze Zeit an Nate Robinson erinnert?) zu Gunsten des Underdogs gelaufen sei, aber die Referees haben scheinbar eine nicht unerhebliche Menge Geld auf Villanova gesetzt. Ich bin zwar kein Fan davon, Niederlagen auf die Schiedsrichter zu schieben, aber seht euch die Schlussphase der regulären Spielzeit an - unglaublich, was da gepfiffen wurde.

Das zweite Spiel an diesem ersten richtigen Tag der March Madness war der Upset der Bobcats gegen die Hoyas, allerdings nur zur Hälfte gesehen. Das Resultat kennt jeder, das Spiel war eher selten wirklich spannend und mein Fokus lag auf Greg Monroe, immerhin Top 10-Material in den meisten Mock Drafts. Teilweise überhasteten Aktionen zum Trotz muss ich sagen, dass ich ihn schon beeindruckend fand: Vielfältiges Offensiv-Repertoire, starkes Rebounding und vor allem ein extrem gutes Auge für die Mitspieler. Es darf natürlich die Frage erlaubt sein, ob er mit seiner etwas unathletischen Spielweise in der NBA Erfolg haben wird, aber ich sehe in ihm mehr Potential als beispielsweise Hasheem Thabett, immerhin zweiter Pick des diesjährigen Drafts. OK, ist auch nicht besonders schwer, aber immerhin.

Letztes gesehenes Spiel der ersten Runde war das Aufeinandertreffen von Ohio State und Santa Clara. Um es kurz zu machen: Jedes Team, das bereits über einen guten Point Guard verfügt (und das sind mittlerweile recht viele), sollte sich ernsthafte GEdanken machen, Evan Turner an Eins zu wählen. Auch wenn er gestern sicherlich nicht seinen größten Auftritt hatte: Ein 6'7-Spieler, der das Ballhandling eines Point Guards hat und dazu dominant an den Boards auftritt (von seinen zehn Rebounds holte er die wenigsten, weil er zufällig richtig stand), zum Korb ziehen oder aus der Distanz werfen kann und einem das Gefühl gibt, dass er jederzeit an jede Stelle des Courts kommen kann, wenn er will - was gibt es besseres? Wäre dazu sein Backcourt nicht so miserabel, würden seine Assist-Zahlen wohl deutlich nach oben schnellen.

Die wirken ohnehin schon beeindruckend genug, wenn man bedenkt, dass Ohio State keinen einzigen Postspieler hat. Dallas Lauderdale ist zwar eine imposante Erscheinung und wirkt selbst im Fernsehen größer, als er eigentlich ist, aber offensiv kann er wenig bieten. So muss Turner also mit David Lighty Vorlieb nehmen, den ich ohne Bedenken Villanova vorschlagen würde: Scheuklappen ohne Ende (soll ich Jon Diebler den Ball geben, wenn er gerade auch vom Parkplatz aus treffen würde und völlig frei steht? Nein, ich nehme lieber den Floater mit zwei Spielern direkt vor mir), Würfe, bei denen man sich fragt, wieso er sie nimmt und unbedrängte Airballs - es war nicht gerade sein Spiel, um es vorsichtig zu formulieren.

Das war es erst einmal von meiner Seite zur ersten Runde. Insgesamt ist mir mal wieder deutlich aufgefallen, dass zwischen NCAA und NBA Welten liegen - im Spieltempo, in der Qualität, einfach in allem. Keine bahnbrechend neue Erkenntnis, aber nach einer langen Pause noch auffälliger als sonst.

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