Sonntag, 28. März 2010

Heimspiel

So hätte sich das vermutlich kaum jemand vorgestellt, aber Butler hat es tatsächlich geschafft und das Final Four in der Heimatstadt Indianapolis erreicht. Wenn man auf dem Weg dorthin mit Syracuse und Kansas State die beiden besten Seeds der eigenen Region eliminiert, kann man vermutlich auch davon reden, dass der Erfolg verdient ist. Ich persönlich habe zwar eher der Kansas State University die Daumen gedrückt, nachdem sie vorgestern gegen Xavier das bislang wohl beste Spiel der March Madness absolviert hatten. Andererseits muss dann doch eher zum Attribut "unterdurchschnittlich" tendierendes Coaching in diesem fortgeschrittenen Stadium des Turnierverlaufs bestraft werden, weshalb es für mich keine große Überraschung war, dass Butler am Ende den Einzug ins Final Four schaffte.

Was Kansas State dazu geritten hat, in der zweiten Hälfte nicht weiterhin Curtis Kelly zu suchen, weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, das Curtis Kelly phasenweise wie ein todsicherer Lottery-Pick aussah: Nicht nur der Kommentator gerat ins Schwärmen über "Olajuwon-like" Bewegungen im Post, auch ein Sprungwurf, der eine Mischung aus Fadeaway, Turnaround und einer komisch aussehenden Flugbahn seitlich über den Court besteht, zauberte mir ein unglaubliches Staunen aufs Gesicht. Das noch viel bessere aus der Sicht von Kansas State war, dass Butler niemand in seinen Reihen wusste, der es mit Kelly im Post aufnehmen konnte. Wieso also um alles in der Welt Kelly in der zweiten Hälfte nicht mehr ins Offensivspiel involviert wurde, obwohl er anspielbereit im Lowpost stand und lautstark den Ball forderte - I don't know. Stattdessen hat Aufbau Denis Clemente ein insgesamt durchwachsenes Spiel mit einer Crunchtime, die nur als mittlere Katastrophe zu bezeichnen ist, abgeschlossen. Jacob Pullen trat ebenso vornehmlich mit Fehlwürfen in Erscheinung, aber nach der Vorstellung der beiden gegen Xavier will ich hier nicht meckern. Spielentscheidend waren für mich das fehlende Ausnutzen von Kellys Galavorstellung sowie teils dämliche Defense (unter anderem der Screen mit anschließendem Backdoor-Cut des Butler-Bigs, der dreimal funktionierte).

Zu Butler: Ich weiß ehrlich gesagt immer noch nicht, was sie als Team insgesamt so gut macht. OK, die Verteidigung ist ohne Wenn und Aber erstklassig, gerade in der Phase des entscheidenden Runs von 51:52 auf den 63:56-Endstand. Die Perimeter-Defense in der Phase war einfach überragend, das muss man neidlos anerkennen. Ein anderer Faktor ist natürlich Gordon Hayward, den ich zum ersten Mal spielen sah. Erster Eindruck: Überraschend gute Athletik, hohes Spielverständnis, nimmt meistens gute Würfe und ein Stepback-Jumper zum Verlieben. Insgesamt wird er in der NBA wohl eher ein Rollenspieler von der Bank werden, aber ein Guter. Carl Landry mit weniger Athletik wäre der erste Vergleich, der mir einfällt.

Gerade läuft West Virginia gegen Kentucky und nach einem beginn, der mich befürchten ließ, dass Kentucky wie so oft den Gegner einfach überrennt, hat Butler gerade seinen vierten Dreier in Folge verwandelt, während sein Team in der gerade abgelaufenen ersten Hälfte keinen der 28 Punkte innerhalb der Dreierlinie erzielte (Freiwürfe ausgenommen). Dürfte sicherlich auch für irgendeinen Rekord gut sein. Was meine persönliche Stimmungslage betrifft - trotz des großartigen Turniers trauere ich noch immer dem Ausscheiden der Ohio State Buckeyes hinterher. Zum einen, weil ich Evan Turner (der eine oder andere dürfte es gemerkt haben) einfach gerne spielen sehe, zum anderen, weil damit auch eine Bloggerkarriere endet, von der ich erst viel zu spät erfahren habe. Wer Zeit hat, sollte neben dem verlinkten Blogeintrag auch den Podcast auf der Seite von Bill Simmons runterladen und anhören, in dem Mark Titus und er über das noch laufende Turnier plaudern.

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