Mittwoch, 31. März 2010

Eurocup, Alba vs. Hapoel Jerusalem

Es war das Spiel, dass wohl wie sonst kaum ein Heimauftritt Albas in den letzten Jahren herbeigesehnt wurde in Berlin. Bestes Zeugnis dafür? Übernahme der Titelseiten in den Tageszeitungen, 14.000 abgesetzte Tickets im Vorverkauf und meterlange Schlangen vor der o2-World, als ich um 20 Uhr an der Halle ankomme. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an meinen Arbeitgeber, dass ich nicht früher da sein konnte...

Auf den Plätzen angekommen, stand es gerade 20:11 für Alba und Lucca Staiger versenkte einen Dreier. Lucca Staiger? Richtig gelesen, er durfte heute schon einmal im zweiten Viertel ran und hatte auch in der zweiten Halbzeit einen Kurzauftritt, der Distanzwurf sollte aber das einzige persönliche Erfolgserlebnis für ihn bleiben. Meine Erwartungen an Jerusalem waren schon recht hoch, hatte doch Marco Baldi noch davor gewarnt, dass der israelische Vertreter um Ex-Albatross Dijon Thompson jederzeit 110 Punkte auflegen könne. Dass es die nach elf Pünktchen in den ersten zwölfeinhalb Minuten wohl eher nicht werden würden, war mir dann aber auch relativ schnell klar. Was mich nur wirklich verwundert hat: Die Spieler von Hapoel zeigten erkennbar wenig Interesse daran, einen Zwischenspurt bis zur Halbzeitpause einzulegen. Im Gegenteil: Alba baut seinen Vorsprung kontinuierlich aus, was vor allem an Immanuel McElroy liegt, der wunderbare Defense sowie ein paar Assists spielt und zwei Korbleger versenkt. Ärgerlicherweise setzt ein insgesamt solider Rashard Wright den Dreier mit der Halbzeitsirene auf den Ring, nachdem Alba einen nahezu perfekten Spielzug mit 9,9 Sekunden auf der Uhr gezeigt hat: 36:28.

Die Partie wurde mit einem Dreier von Dragan Dojcin wieder aufgenommen, was den Hallensprecher zum einzigen Mal während der 40 Minuten nutzen konnte, dem vom Publikum zum "Dreiergott" ernannten zu huldigen. In der Folge blieb das Spiel im dritten Viertel relativ Höhepunktarm und war eher durch unzählige Ballverluste auf beiden Seiten geprägt. Im Gedächtnis bleiben mir nur der Dreier von Steffen Hamann, weil man sowas eben selten sieht, und relativ viele geblockte Würfe, die auch dadurch ermöglicht wurden, dass die Schiedsrichter viel laufen ließen - sowohl am Brett, als auch bei den Screens und Blocks, die gestellt wurden. Nur dumm, dass mit Jenkins der einzige Spieler fehlte, der wirklich eng um Blocks schneidet und daraus seinen Vorteil hätte ziehen können.

Also der Sprung ins letzte Viertel und auch hier hatte ich erschreckenderweise den Eindruck, dass sich eine gewisse Gleichgültigkeit im Jerusalemer Team breit machte: Man hatte nie den Eindruck, dass sie das Spiel wirklich gewinnen wollen. Falls doch einmal eine Aktion gelang, die das Momentum auf Seiten der Israelis und das den ganzen Abend sensationell laute Publikum hätte verstummen lassen können, konterte Alba - sei es durch einen Notdreier von Rashard Wright oder ein And one von Derrick Byars. Ohnehin kurz ein Wort zu Byars: Auch wenn ich seinen scheinbaren Fabelstart ins Spiel verpasst habe, gefiel er mir sehr, sehr gut über das gesamte Spiel. Die Tatsache, dass er zweimal von Pooh Jeter und einmal von Tre Simmons in der Verteidigung übel zugerichtet wurde - übrigens sah das nicht so aus, als könnte er damit in der nächsten NBA-Preseason den Sprung in ein Team schaffen, das nicht in Oakland oder Phoenix beheimatet ist - übersehe ich mal geflissentlich. Das hat McElroy mit seiner über den gesamten Abend herausragenden Verteidigung aber wieder ausgeglichen.

Zweifellos der Mann des letzten Viertels war aber Alba-Center Adam Chubb. Drei Viertel lang - wie übrigens auch der sonst so konstante Blagota Sekulic - setzte er kaum Akzente, ehe er dann aufdrehte: zwei Running Hook Shots ließ er zwei erfolgreiche Freiwürfe sowie einen Korbleger, der das Spiel endgültig zu Gunsten Albas entschied, folgen. Ich muss gestehen, dass ich vorher selten den Hakenwurf in seinem Repertoire gesehen habe, aber heute konnte er ihn drei- oder viermal äußerst effektiv einsetzen. Nun habe ich auch nicht so oft Spiele von Berlin verfolgt bzw. war er auch verletzt, als ich in der Zwischenrunde zusah, aber diese Sicherheit im Lowpost (von einem gruselig aussehenden Fadeaway-Bankshot mal abgesehen) kannte ich nicht wirklich von ihm. Heute entschied er damit jedenfalls eine Partie, die von einer großartigen Atmosphäre, vielen Ballverlusten und insgesamt einer nicht erwarteten Einseitigkeit geprägt war. Alba schien nie in Gefahr zu sein, den nötigen Vorsprung von sieben oder mehr Punkten aus der Hand zu geben, Hapoel legte auch nie einen Run ein, der ihnen wirkliches Momentum verschaffte. Dass das Spiel mit 72:59 für Alba ausging, war daher nur logisch.

3 Kommentare:

Arndt hat gesagt…

schöner bericht :-) aber was hast du denn für einen arbeitgeber?

Malte Arndt hat gesagt…

Ist nur ein Nebenjob als Kassierer im Supermarkt - was Studenten für wenig Geld halt so machen ;) Problem war eher die Distanz vom Arbeitsplatz zur Halle: Eine halbe Stunde mit der S-Bahn plus Fußweg vom Ostbahnhof summiert sich leider. Aber ist auch nicht so extrem tragisch, wenn man das erste Viertel verpasst.

Falls wer noch weitergehende und tiefgründigeer Blogeinträge zum Thema sucht, sollte (mal wieder) auf der Grübelei vorbeischauen. Und ich glaube, ich sollte langsam mal klarstellen, dass ich nicht für die ständigen Verweise auf die Grübelei bezahlt werde :)

gruebler hat gesagt…

Aber der gruebler bedankt sich für die Verweise und verweist gerne zurück :-)

Ein wirklich schöner Spielbericht. Zu sowas war ja fast kein ALBA-Fan mehr in der Lage vor lauter Begeisterung :-)

Übrigens ruft die Halle bei Dojcin nich Dreiergott, sondern Eiergott... Das hat was mit nem Duselkorb im ersten Euro-Spiel gegen Teramo zu tun Guckst du hier: http://gruebelei.de/2009/11/25/dragan-dojcin-eiergott/