Samstag, 6. März 2010

Bitte, bitte, lieber Basketballgott...

wenn du das hier liest, lass' die Charlotte Bobcats in die Playoffs kommen. Egal, wer der Gegner ist, es würde eine spannende Serie werden, die da auf uns wartet. Dieses Team hat mich während des 98:83-Sieges gegen die Los Angeles Lakers - die im Übrigen eine erschreckende Allergie gegen Auswärtsspiele haben und die Frage aufwerfen, ob man mit einer Bilanz von 10-10 auf fremden Parkett seit Weihnachten den Titel wirklich verteidigen kann - zutiefst beeindruckt. Die Verteidigung, die man in den beiden mittleren Spielabschnitten gespielt hat, war wie von einem anderen Planeten: Lediglich 37 Punkte ließ man zu, schaffte es dabei, im zweiten Viertel die Lakers über drei Minuten ohne einen Wurfversuch (!) zu halten und produzierte zweistellige Turnover-Zahlen bei den Lila-Gelben. Das dabei angewandte System, bestehend aus dem Doppeln des Spielaufbaus, dem ständigen Sprint in die Passwege und einer minimalen Anfälligkeit für Wurffinten, erfindet die Verteidigung zwar nicht neu, wird von den Bobcats aber nahezu perfekt umgesetzt.

Ebenso beeindruckend ist das Shotblocking, wobei ich hier Tyrus Thomas lobend erwähnen muss. Ich hielt ihn lange Zeit für einen zwar athletischen, aber insgesamt doch recht überschätzten Forward, der dazu nicht gerade der umgänglichste Kollege im Locker Room sein soll. Nun ist es nicht so, als ob sich letzteres großartig geändert hätte - dazu muss man nur einen halben Monat zurück recherchieren, warum ihn die Bulls getradet haben und er wird auch nie der Spieler sein, der einem Team zur Meisterschaft verhilft, solange er sein Verhalten nicht ändert (lies: Ego hinten anstellt), aber was er definitiv ist: Einer der besten Help-Defender, die momentan auf NBA-Parkett rumlaufen. Wie schnell er sowohl Pass- als auch Laufwege antizipiert, sein Timing beim Blocken oder Versuch des selbigen (womit er Gasol und Bynum zu extrem schweren Würfen zwang, die oftmals ihr Ziel deutlich verfehlten) und die Verteidigung im Pick and Roll, bei der ihm seine Athletik und Beweglichkeit eindeutig zu Gute kommt, malen insgesamt das Bild eines exzellenten Aushilfsverteidigers.

Ebenso interessant ist der offensive Spielstil der Bobcats. In Ermangelung eines echten Go-to-Guys (und nein, Stephen Jackson ist keiner) und eines wirklich sicheren Distanzschützen (Jackson ist einer, aber wird ständig am Mann verteidigt) arbeiten die Bobcats viel im Screen and Roll bzw. Pick and Roll, um sich jede bietende Chance zu nutzen, zum Korb zu ziehen. Das Resultat sind zwar insgesamt nicht wirklich viele Punkte, aber extrem viele Freiwurfversuche (die Differenz zwischen eigenen und gegnerischen Freiwurfversuchen liegt bei über +300) und Foulprobleme der Gegner. Da so ziemlich jeder Flügelspieler der Bobcats freudig zum Korb zieht, sind dabei selbst gegnerische Guards selten von den Foulproblemen ausgenommen. Was jedoch offensichtlich fehlt, ist noch ein klassischer Point Guard, der über ein gutes Entscheidungsvermögen verfügt. Zwar wären die Bobcats dann immer noch weit von einem Titelaspiranten entfernt - mit Thomas im Team und Wallace sowie Jackson als erste Angriffsoptionen darf man nie an eine Meisterschaft denken -, aber ich stelle mir jedes Mal, wenn ich Charlotte sehe, vor, dass man zum Beispiel mit einem Andre Miller als Aufbau auf 45 bis 50 Saisonsiege und den vierten oder fünften Platz im Osten kommen könnte.

Um die Eingangs gestellte Bitte zu erläutern: Lest euch noch einmal durch, was die Stärken der Bobcats sind- offensiv und defensiv -, falls ihr im Kopf wieder woanders seid. Fertig? Gut. Dann fragt euch jetzt, was euch beim Stichwort "Playoffbasketball" einfällt. Die Bobcats SIND Playoffbasketball. Dieses Team scheint für die Endrunde gemacht zu sein. Knallharte Verteidigung, langsames Spieltempo, guter, alter Halbfeldbasketball. Natürlich würden sie keine Serie gegen Cleveland (mehr als den achten Platz traue ich Ihnen nicht zu und wer soll die Cavs von Rang Eins verdrängen?!) gewinnen. Aber sie würden einen echten Prüfstein darstellen, die Chance auf eine sechs Spiele dauernde Serie haben und feststellen können, dass Ihnen gar nicht so viel fehlt, um ein Aspirant auf die zweite Runde zu sein.

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