Dienstag, 23. März 2010

Was gute und außergewöhnliche Spieler unterschiedet

Es besteht kein Zweifel, dass es diesen Unterschied gibt, der vielleicht nur in Nuancen zu spüren ist, aber der sich bei jedem fest einbrennt. Es ist der kleine Unterschied, der Kevin Durant von Danny Granger trennt. Oder Deron Williams von Jameer Nelson. Beispiele lassen sich genug finden, aber was genau macht diesen Unterschied aus? Natürlich habe auch ich kein Patentrezept darauf, aber zwei Spiele des letzten Wochenendes - Boston gegen Dallas und Ohio State gegen Georgia Tech - lassen zumindest erahnen, wo er zu sehen ist.

Zum Beispiel im Ehrgeiz, umgewandelt in unbändigen Einsatz: Paul Pierce zeigte ihn gegen Dallas, als das Spiel im dritten Viertel nach deutlicher Führung der Celtics zu kippen drohte. Ray Allen traf plötzlich nicht mehr, Rajon Rondo war ebenso nur physisch anwesend, während Dirk Nowitzki damit begann, so ziemlich jeden Wurf zu treffen, den er wollte. Zwei, drei energische Drives zum Korb, einer davon mit dem berühmten Zusatz "and one" versehen, ein clever gezogenes Offensivfoul - mindestens die Hälfte der in der NBA aktiven Spieler hätten einen Fuß in der sog. restricted area gehabt - und schon verhalf er seinem Team zur Führung nach dem dritten Viertel. Genauso entschlossen war sein Ehrgeiz, als er aufs parkett zurückkam und Dallas gerade den Vorsprung auf sieben Punkte ausgebaut hatte. Ein Turnaround-Jumper, in der Schlussphase der Ballgewinn plus Vorlage auf Rondo und schließlich der Dreier, der Boston den Sieg sicherte und der auch nur von Pierce getroffen werden konnte. Viele redeten hinterher von Rondo als Gamewinner, aber nicht nur aufgrund seiner Höchstpunktzahl von 29 an diesem Abend war das Pierce - als es darauf ankam, war er da. Dass er vielleicht nicht zu den außergewöhnlichsten Spielern der Liga gehört, konnte man dann gestern gegen Utah sehen, als er eben jene Mentalität vermissen ließ. Aber kaum jemand wird bestreiten wollen, dass Pierce von Zeit zu Zeit in genau diesen Modus findet, der von Bill Simmons in zutreffendster Weise mit dem Satz beschrieben wird: "There's no way I will lose this effing game."

Ähnliches ließ sich auch in der zweiten Runde der March Madness verfolgen, als die Ohio State Buckeyes in der ersten Hälfte gegen Georgia Tech doch gehörige Probleme hatten, ins Spiel zu finden. Evan Turner hat nach einem eher durchwachsenen Auftakt auch einen schweren Start in dieses Spiel gehabt, aber man hat ihm auch angemerkt, dass er bereit war, sein Team zu tragen. Diebler, in der ersten Runde gegen Santa Barbara noch traumwandlerisch sicher aus der Distanz, setzte jeden seiner Dreierversuche auf den Ring. Bufford war ebenso ein Nonfactor, Lighty war....naja, Lighty eben. Im Rahmen seiner Möglichkeiten ok, aber nach wie vor ein furchtbarer Guard (was aber gegen den - let's say it - erbärmlichen Kader der Yellow Jackets nicht so extrem auffiel). Turner mag nicht die beste Wurfquote gehabt haben, aber er hat trotzdem jedem, der das Spiel gesehen hat, das Gefühl vermittelt: Ich lasse nicht zu, dass Ohio State dieses Spiel verliert. Heute ist für uns dieses Turnier nicht vorbei. Es ist kein Zufall, dass Turner zwei Drittel seiner Punkte im ersten Durchgang markierte - und auch wenn es blöd klingen mag, sie waren dort wesentlich wertvoller als im zweiten Durchgang, als Diebler wieder seinen Touch fand, Bufford aus seiner Lethargie erwachte und Lighty für die Phase des 14-2 Laufes sogar wie ein passabler Guard aussah. Es spricht übrigens für Turner, dass er sich dem Rhythmus des Spiels anpasste und seine Teamkollegen, sobald sie besser trafen, spürbar öfter in Szene setzte.

Jedenfalls, um diesen Gedanken abzuschließen: Außergewöhnliche Spieler zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihr Team in den wichtigsten Phasen des Spiels tragen. Dass sie diesen Willen, ein Spiel zu gewinnen, wesentlich stärker zeigen als jeder andere auf dem Court. Und man hat am Wochenende gemerkt, dass den Kansas Jayhawks genau dieser Spielertypus gefehlt hat - niemand zeigte wirklich, dass er dieses Spiel gewinnen wollte. Jeder schob die Verantwortung ab und so kam es, wie es kommen musste: Einer der größeren Upsets in der Geschichte der March Madness fand statt. In den letzten Tagen sind über diese Partie und Ali Farokhmanesh gefühlt Millionen von Artikeln, Blogeinträgen und Fernsehreportagen erschienen. Eine der meiner Meinung nach besten Veröffentlichungen dazu stammt aus Deutschland, genauer gesagt aus der Gruebelei, und sollte als Pflichtlektüre gelten.

Zum Abschluss noch meine zwei Cents für das Sweet Sixteen in Form der Prognose für das Elite Eight. Hat sich im bisherigen Verlauf der March Madness zwar als völlig unbrauchbar herausgestellt, da es eh immer wieder Außernseiter schaffen, aber was soll's:

East Region: Kentucky vs. West Virginia
Midwest Region: Ohio State vs. Michigan State
West Region: Syracuse vs. Kansas State
South Region: St. Mary's vs. Duke (Weil St. Mary's System Center + 3000 Shooter in der NCAA zu gut funktioniert)

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