Sonntag, 21. März 2010

Bring Powe back, please

Gerade, als man sie wieder abschreiben wollte, haben die Boston Celtics ihre Kritiker wieder eines besseren belehrt: Zwei Siege in Houston und Dallas haben schlagartig klar gemacht, wie gut dieses Team eigentlich ist. Favorit im Osten werden die Celtics zwar nicht mehr, aber die Intensität in den letzten Spielen hat sich deutlich erhöht. Man hat wieder das Gefühl, dass da fünf Leute auf dem Parkett stehen, die alles für den anderen geben, denen kein Laufweg zu weit ist, die sich durch jeden Block kämpfen und ein grandioses Timing in den defensiven Rotationen zeigen. Und dann kommt Rasheed Wallace aufs Parkett...

Es ging mir ehrlich gesagt am Anfang der Saison ziemlich auf die Nerven, dass alle auf ihm rumgehackt haben. Ich dachte immer, dass ein Veteran wie er genau weiß, wann er in Form zu sein hat, dass das letzte Jahr in Detroit nur der nach dem Billups-Trade in sich zusammenfallenden Teamchemie geschuldet war und er der Spieler sein kann, der Boston zur zweiten Meisterschaft dieses Jahrtausends verhelfen kann. Grundsätzlich ist sein Paket ja auch ein Traum: Welcher beinahe sieben Fuß große Spieler hat schon ein kaum zu verteidigendes Postspiel, einen sicheren Distanzwurf und dazu noch die Fähigkeit, in der Verteidigung jeden Big Man zur Verzweiflung zu treiben? Das war jedenfalls so, bevor Wallace alt und übergewichtig wurde, sich in einen mittlerweile wackligen Dreier verliebte und defensiv nicht einmal mehr ein Schatten seines früheren selbst darstellte. Wobei ich ihm immerhin bescheinige, sein Spiel in letzter Zeit deutlich von der Dreierlinie in den Post verlagert zu haben. Das war es aber auch schon.

Gerade defensiv spielt er in den eigentlichen Plänen eine wichtige Rolle. Die gesamte zweite Fünf von Boston, Robinson mal ausgenommen, ist eigentlich darauf bedacht, den Gegner am Punkten zu hindern. Marquis Daniels wäre völlig fehl am Platz, würde er nicht eine so starke Verteidigung spielen. Glen Davis bleibt nach wie vor ein eher limitierter Spieler, der aber über seinen unbändigen Einsatz viel rausholt. Wallace dagegen lässt diesen völlig vermissen. Beispiele lassen sich im Sieg letzte Nacht gegen Dallas genug finden. Er macht sich kaum einmal die Mühe, zum Block hochzugehen - wieso sollte man auch einen heiß laufenden Nowitzki verteidigen? In der Phase gegen Anfang des vierten Viertels, als dallas kurzzeitig auf sieben Punkte wegzog, rannte er einem Fastbreak von Barea gegen Robinson hinterher. Barea geht zum Layup hoch, Wallace ist schon in der Zone und könnte eigentlich einen recht einfachen Block landen, trottet aber lieber zur Grundlinie, um den Ball einzuwerfen. Dazu kamen ein dummes Foul und eine totale Unfähigkeit, Pick and Rolls zu verteidigen. Um das Kind beim Namen zu nennen: Momentan schadet Wallace den Celtics eher, als dass er ihnen nützt. Ein weiterer Hustler wie Glen Davis würde dem Team viel mehr helfen. Ein Hustler, wie es Leon powe war. Ich kann zwar verstehen, dass Boston das Angebot der Cavaliers im Sommer nicht gekontert hat, weil ich ihn für etwas überbezahlt halte. Dennoch wünsche ich mir ihn immer sehnlicher zurück.

Wieso Boston dennoch gewonnen hat? Weil Paul Pierce aus seiner Krise raus scheint und gestern irgendwann im Laufe des dritten Viertels beschlossen hat, dass sein Team dieses Spiel nicht verliert. Energische Drives zum Korb, ein angenommenes Offensivfoul und vorbildliche Einstellung von ihm haben Boston durch eine Phase im dritten Viertel getragen, als ich dachte, dass das Spiel zu Gunsten der Mavericks kippen würde. Ebenso beeindruckend sein Auftreten, als er im Schlussviertel wieder aufs Parkett kam, das Defizit der Celtics aufholte und das Spiel mit seinem Dreier zum 97:93 sowie dem anschließenden Steal plus Assist entschied. Kurzum: Pierce zeigte genau das, was ich mir von ihm in engen Spielen erwarte und was Boston braucht, will man in den Playoffs besser abschneiden als im vergangenen Jahr.

PS: Wer mir langsam Angst macht, sind die Milwaukee Bucks. Back to back, Bogut mit Foulproblemen, Jennings mit einer laut Boxscore schwachen Vorstellung und trotzdem ein Sieg in Denver? Zweite Runde, here we go!

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